§ 5. Krümmung cler ebenen Kurven
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daß die Krümmung solcher Stellen M des Kreises positiv wird,
deren positive Normalen die Mitte C enthalten, und die Krüm
mung solcher Stellen M negativ wird, deren negative Normalen
die Mitte C enthalten.
Diese Vorzeichenunterscheidung mag beim Kreise geome
trisch unnatürlich erscheinen; wir werden jedoch sogleich eine
Stelle einer beliebigen Kurve in nahe Beziehung zum Kreise
bringen, wobei sich diese Unterscheidung als nützlich er
weisen wird.
197. Der Krümmungskreis. Die Krümmung k = dt: ds
eines Kurvenpunktes (x, y) muß,
wenn die Kurve weder eine Ge
rade noch ein Kreis ist, längs
der Kurve veränderlich sein.
Wir wollen nun auf der posi
tiven Normale des Punktes M
(vgl. Nr. 169) den reziproken
Wert R=1 :k von Je als Strecke
bis zu einem Punkte C auf
tragen, sobald Je positiv ist. Ist k dagegen negativ, so tragen
wir auf der negativen Normale des Punktes M den absoluten
Betrag von R = 1 : k als Strecke bis C auf. Siehe Fig. 39
für beide Fälle, falls die Kurve im Sinne wachsender x durch
laufen wird. Alsdann schlagen wir um C den Kreis durch M.
Er heißt der Kriimmungskreis des Kurvenpunktes M und sein
positiver oder negativer Radius R der Krümmungsradius des
Punktes M. Nach den Bemerkungen der vorigen Nummer hat
der Krümmungskreis an der Stelle M auch dem Vorzeichen nach
gerade diejenige Krümmung, die der Kurve an der Stelle zu
kommt. Nach (1) in Nr. 195 ist der Krümmungsradius
j> _ d.s = V1 4
dt y"
Fig. 89.
(1)
wo die Quadratwurzel positiv ist. Für einen Wendepunkt
(y" = 0, vgl. Nr. 172) wird der Krümmungsradius R unendlich
groß, und der Kriimmungskreis artet in eine Gerade aus, in
die sogenannte Wendetangente, nämlich die Tangente des
Wendepunktes.
Soll die Wahl der Größe, die als unabhängige Veränder-
[19«, 197