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Kap. VII. Theorie der ebenen Kurven
Der Kurve K stellen wir eine Schar von Kurven K' gegenüber:
Fix, y lt c 0 , et, — c n ) = 0,
in deren Gleichung n + 1 willkürliche Konstanten c 0 , c L , . . . c n
Vorkommen und deren Ordinaten wir mit y x bezeichnen. Wir
wollen annehmen, daß die Gleichung der Schar nach y x auf
lösbar und diese Funktion y l von x, c 0 , c 1} ... c n in der Um
gebung von x = x 0 nach dem Taylorschen Satze entwickelbar
sei. Dabei mögen als Koeffizienten der ersten n -f- 1 Glieder
insbesondere die n + 1 Konstanten c 0 , c 1} ... c n selbst auf-
treten. Dann sieht die Gleichung der Kurvenschar so aus:
(2) Vi = c o + (? — x 0 ) + c 2 (x-xj -1
+ c n (x- x 0 ) n + A„ +1 (x - x 0 ) n+1 + • • •.
Die Größen c 0 , c lf . . . c n sind willkürlich, aber die folgenden
Koeffizienten A n+1 , A n+2 , . . . gegebene Funktionen von ihnen.
Wird nun eine ganze positive Zahl y kleiner als n ge
wählt, so kann man über die Konstanten c 0 , c 1} ... c n so ver
fügen, daß die Kurven K und K in einem zu x Q gehöi'igen
Punkte M einander in der y ten Ordnung berühren. Zu diesem
Zwecke hat man ja nur c 0 , c lf . . . c fl so zu wählen, daß
Vo
2! ’ * • *
(3) c 0 y 0 , c 1 y 0 , c 2
wird, und insbesondere wird man noch
zu wählen haben. Die übrigen n — Konstanten bleiben
dann willkürlich. Wird aber (i = n angenommen, so ist die
Kurve K' der gegebenen Schar durch die Gleichungen (3)
vollkommen bestimmt und hat im Punkte (x 0 , y 0 ) mit K eine
Berührung von mindestens n tec Ordnung. In diesem Falle sagt
man: Die Kurve K' der gegebenen Kurvenschar oskuliert die
Kurve K im Funkte M. Dann ist nämlich diejenige unter
allen Kurven der Schar bestimmt worden, die mit der Kurve K
an der Stelle (x 0 , y 0 ) eine Berührung von der größtmöglichen
Ordnung eingeht.
Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden. Durch die n -f 1
Gleichungen