H. 266. Gegenstand der Trigonometrie. Da geradlinige
Figuren aller Art durch Ziehung von Diagonalen sich in Dreiecke
zerlegen oder auch als aus solchen zusammengesetzt betrachten lassen,
rhrc Untersuchung also endlich ans die jener einfachsten Figur zurück
geführt werden kann, so hat man geeignete Mittel aufzusuchen, den
Zusammenhang zwischen deren Bestandtheilen auf dem Wege der
Rechnung, die von der zufälligen Ausführung und dem Maaßstabe
der Constrnction unabhängig, also im Allgemeinen zuverlässiger ist,
mit beliebiger Genauigkeit zu bestimmen. Wenn man nun auch die
Seiten des Dreiecks in beliebigem Längenmaaß und die Winkel ver
möge der Kreiseinthcilung in Graden, Minuten und Secunden an
zugeben vermag, so stellt sich doch der Vergleichung und Verbindung
solcher Zahlenwerthe ihre Ungleichartigkeit entgegen. Dieses Hin
derniß wird aber aus dem Wege geräumt, wenn man im Stande
ist, die Winkel durch gerade Linien zu bestimmen, weil dann die
sämmtlichen Zahlenwerthe, wodurch die einzelnen Bestandtheile des
Dreiecks dargestellt werden können, sich auf ein und dieselbe Längen
einheit beziehen. Die Untersuchung über diese eigenthümliche Art der
Winkelbestimmung vermöge gerader Linien oder vielmehr ihrer
Verhältnisse ist es nun, welche der eigentlichen Trigonometrie,
als Vorbereitung unter dem Namen der Goniometrie, vorangeht.
I. Goniometrie.
§. 267. (Fig. 80.) Gruttdvorstellung. Denkt man eine
Linie von bestimmter Länge CA aus ihrer anfänglichen Lage durch
Drehung in die neue CE versetzt und von ihrem Endpunkte eine
Senkrechte KD auf die ursprüngliche Richtung gefällt, so wird
zugleich mit dem Winkel an C auch diese Senkrechte wachsen, die
von ihr abgeschnittene Länge CD aber immer mehr abnehmen.
Diese Abhängigkeit beider Linien von der Größe des Winkels bietet
also ein einfaches Mittel für seine Bestimmung dar, indem einer je
den auch nur ein einziger bestimmter Winkel in dem von beiden und
dem Schenkel CE gebildeten rechtwinkligen Dreiecke am Punkte C
entsprechen kann. Denn für jede andere Lage des Schenkels CE
gegen CA entsteht ein anderes Dreieck, und alle diese Dreiecke haben
nichts, als den rechten Winkel und die consiante Hypotenuse gemein,