§. 340.
2.
Capitel. Krumme Linien.
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chungen das bequemste Mittel dar, die Curven in Ordnungen ein
zutheilen, deren Grad mit dem der Gleichungen, also auch mit der
Anzahl der höchstens möglichen Intersectionen der Curve und
einer Geraden (die nicht eben die angenommene Abscissenlinie zu sein
braucht) genau übereinstimmt.
Die einfache Beziehung zwischen algebraischen Gleichungen hö
herer Grade und ihrer Construction durch Abscissen und Ordinären
gewährt ein sehr taugliches Mittel, die Gränzen der Wurzeln (§.
193.) dadurch zu bestimmen, daß mau die gegebene Gleichung
t (x) — 0 als k (x) — X betrachtet, für x die Reihe der natürlichen
Zahlen v, 1, 2, 3 ... . positiv und negativ genommen (nöthigen-
falls auch gebrochene Zahlen) substituirt, und die daraus entspringen
den Werthe X,, X 2 , X 3 . . . . als Ordinate» auf einer eingetheil
ten Abscissenlinie in paralleler Lage und der gehörigen Richtung ab
trägt, um die Endpunkte derselben durch einen continuirlichen Zug
zu verbinden. Denn da, wo zwei successive Ordinate», QN und RL
(Fig. 142.) nach verschiedenen Richtungen abgetragen sind, weil die
Substitution benachbarter Zahlen verschieden bezeichnete Werthe für
y gab, ist offenbar der eine Werth von x zu hoch, der andere zu
niedrig angenommen, und derjenige, welcher y annulliren würde,
(eine reelle Wurzel) zwischen beiden enthalten. Cs können sogar
mehre Wurzeln zwischen zwei solchen Gränzen, z. B. den zu QN
und 1H gehörigen Abscissen, liegen, aber jedenfalls nur in ungera
der Anzahl. Denn ein, zwischen den Endpunkten X und H zwei
entgegengesetzter Ordinate« mehrfach gebogener Zug kann im Allge-
meineu eine gerade XX nur in 1, 3, 5, 7 ... . Punkte», nicht
aber in 2, 4, 6 ... . durchschneiden. Sollte eine Biegung die
Gerade, wie in 8, nur berühren, so stellt die Absciffe AS zwei
gl eiche Wurzeln der Gleichung dar; und bleibt gar ein Abstand
zwischen beiden, wie FM, so ist das ein Merkmal von der Anwe
senheit imaginärer Wurzeln. Wo dergleichen vorhanden sind, kann
sogar binnen gewissen Gränzwerthen von x die Curve gänzlich auf
hören und in getrennten Zügen zum Vorschein kommen.
Sollte eine algebraische Gleichung F (x, y) — 0 durch Multi
plication anderer f (x, y) = 0, gp (x, y) = 0 . . . . entstanden oder
in dieselben zerlegbar sein, so stellt sie keine zusammenhängende Curve,
sondern vielmehr getrennte Linien dar, wovon jede einzelne einer
der erzeugenden Gleichungen angehört.
§. 340. A»wendnngen. 1. Sei, um die vorstehende allge
meine Betrachtung durch Beispiele zu erläutern, zunächst zur Con
struction einer Curve der zweiten Ordnung die Gleichung
(y — 3) 2 + (x — 2) 2 = 16, oder y = 3 ± 1/16—(x-2) 2 gege
ben, so hat man bei verschiedenen Substitutionen für x folgende
correspondirende Werthe: