Full text: Von Zahlen und Zahlworten bei den alten Ägyptern

3. Die Zusammenstellung zusammengesetzter Zahlen. 
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Wir werden einen ganz ähnlichen Fall, daß sich eine uralte Schreibung 
in der Schrift des täglichen Lebens, im Unterschied zum Hieroglyphischen, 
erhalten hat, bei dem Bruch 1 U antreffen (s. u. III 3). 
3. Die Zusammenstellung zusammengesetzter Zahlen. 
Die zusammengesetzten Zahlen, die der Ägypter ausdrücken will, 
werden aus den oben in Abschnitt 1 verzeichneten 7 Ziffern in der Weise 
zusammengestellt, daß die größeren Zahlen den kleineren vorangehen, z. B.: 
1 234 567 
Diese Ordnung der Ziffern in absteigender Reihenfolge entspricht dem 
aus dem Koptischen zu entnehmenden Gebrauch der Sprache, bei der Ad 
dition die kleineren Zahlen den größeren asyndetisch folgen zu lassen 1 ): 
‘xoTT-evq-re (sahid. Dialekt) : q-rmor (bohair. Dialekt) „zwanzig (und) 
= 24. 
vier 
ujÄiT-uje .uirr-uj.uHit (sahid.) „dreihundert zehn (und) acht“ = 318. 
Man verfährt also stets wie in viginti quattuor, twenty four, vingt-quatre, 
niemals wie in quattuor et viginti, vierundzwanzig. 
Wie aus den angeführten koptischen Beispielen ersichtlich ist, werden 
die in dieser Weise mit einer Einerzahl verbundenen Zahlen 10 (mht) und 
20 (“xottiot : -xiot), die letztere jedoch nur im oberägyptischen Dialekte (dem 
„Sahidischen“), verkürzt (Status constructus). Bei den andern Zehnern tritt 
diese Verkürzung ebensowenig, wie hei den Hunderten und Tausenden, 
bei der Addition ein. 
Daß die Verbindung zwischen der höheren Zehnerzahl und der ihr fol 
genden Einerzahl auch in älterer Zeit nur eine lose war, läßt der Ausdruck 
70-k 5 n krr-t „deine 75 von Höhle(n)“, Leps. Denkm. Text III 196 2 ) 
erkennen, bei dem die Zahl 70 das Possessivsuffix erhält und durch dieses 
von der Zahl 5 getrennt ist. Dieses Beispiel kann wörtlich nur mit Ein 
schiebung eines „und“, das im Ägyptischen ja meist unausgedrückt bleibt, 
wiedergegeben werden: „deine 70 und 5 von Höhle(n)“. 
Diese Anknüpfung mit „und“, bei der aber immer die höhere Zahl 
der niedrigeren vorangehen muß, kennt auch das Koptische, das dazu wie 
gewöhnlich die Präposition mR- „mit“ verwendet 3 ): 
Tenor MH-oveik „fünfzig Und eins“ = 51. 
uje -uli-ujMoim „hundert und acht“ = 108. 
1 ) Vgl. Stern, Kopt. Gramm. § 278. 280. 
2 ) Zur Anknüpfung des gezählten Gegenstandes durch den Genitivexponenten n, hier 
durch „von“ übersetzt, s. u. II 6. 
3 ) Ztschr. f. äg. Sprache 47, 33.
	        
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