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II. Kardinalzahlen.
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Gottes Hh zu tun 1 ), eines der 8 „Urgötter“, der den Himmel unter der
Erde tragen sollte 2 ), wie es der, später oft ganz in gleicher Haltung dar
gestellte, Gott des Luftraums Scliu (Sw „Leere“) mit demjenigen über der
Erde tat. Der Name dieses Himmelsträgers Hh ist augenscheinlich eben
unser Wort hh und bedeutet wie dieses „Unendlichkeit“. Da man diesen
abstrakten Begriff nicht direkt durch ein Bild darstellen konnte, schrieb
man dafür das Bild der Person, die ihn verkörperte oder nach ihm benannt
war, und deren Name daher die gleichen Konsonanten auf wies (phone
tische Übertragung).
Seiner Form nach dürfte das Wort hh eine Reduplikation von /?;, hj
oder hw sein, wie die Namen der beiden andern „Urgötter“ Kk und Nn z ).
Man könnte einen Zusammenhang zwischen ihm und dem Verbum hh
(defektiv für hjhj) „suchen“ vermuten, derart, daß hh das „Gesuchte“ resp.
das „Suchen“ ohne Finden bezeichnet habe 4 ). Vgl. dazu, was unten über
te „1000“ gesagt ist.
Als Zahlwort ist hh bereits im neuen Reich sicher außer Gebrauch
gekommen. In der lebendigen Sprache dieser Periode, wie sie uns in den
hieratischen Texten vorliegt, gebraucht man statt dessen als Ausdruck für
Millionenzahlen die Vielfachen von hfn „100 000“. Es steht zu vermuten,
daß damit die oben besprochene Änderung in der Schreibung der Ziffern
zusammenhing, die wir seit dem mittleren Reich für 100 000 und 10 000
beobachten, und daß demnach die Ausmerzung des hh als Zahl bereits in
diese Periode zurückgeht.
In den hieroglyphischen Inschriften der Denkmäler, die ja die alte
Sprache gebrauchen, ist hh indes auch in späterer Zeit noch öfters in der
Bedeutung „Million“ in Zahlenreihen, dem hfn „100 000“ vorangehend, zu
finden 5 ). Nieist aber wird das in Wahrheit längst entthronte Zahlwort nur
noch als unbestimmter Ausdruck für große Mengen verwendet 6 ). Es ist
4 ) Ältester Beleg: Pyr. 1390 a.
*) Tempelinschriften der Ptolemäerzeit passim.
3 ) Vgl. Sethe, Verbum I S. 262.
4 ) In der Tat schreiben die alten Pyramidentexte (Pyr. 2145b), wie ptolemäische
Texte, die ja oft Altes wieder hervorholen (Urk. II 3: „mein Herz suchte das Kostbare“),
das Verbum hh „suchen“ mit dem Bilde des Gottes Hh wie unser Zahlwort.
5 ) s. Brugsch, Thesaurus II 199ff.
6 ) Daß man später keine Ahnung von dem alten Zahlenwert des Wortes hatte, lehrt
die bekannte Stelle Brugsch, Thes. II 195, wo der Gott der Zeitrechnung Thoth dem Könige
Ptolemaios Euergetes I „eine Ewigkeit von Än^'-Zeiträumen (s. u. II 3), eine Ewigkeit von
30jährigen Jubiläen, „Millionen“ (hh.w) von Jahren, „Ringe“ (Sn.tv) von Monaten, Hundert
tausende (hfn-iv) von Tagen, Zehntausende von Stunden, Tausende von Minuten, Hunderte
von Sekunden, Zehner von Terzen“ verspricht. Hier schiebt sich zwischen das alte Wort
für „Million“ (fyh) und das für 100 000 (hfn) ein Wort Sn „Ring“ (geschrieben Q) ein, das
sonst als ein unbestimmtes Symbol unter den Zeichen für „Jahre“, „Hunderttausend“
(s. o. S. 2) u. ä. zu sitzen pflegt.