II. Kardinalzahlen.
des mittleren Reiches (Bersche II 13, 10. Pap. Kahnn 1, 6. 7) etwas geben,
so würden sie aber durch den dem Zeichen für 1000 beigefügten Strich
bezeugen, daß das Zahlwort allerdings wirklich einfach „Lotuspflanze“
bedeutete. Denn dieser Strich pflegt der Regel nach nur dann zu stehen,
wenn das Zeichen, zu dem er gehört, ein Wortzeichen ist, das noch in
seiner eigentlichen ideographischen Bedeutung (das, was es darstellt) ge
braucht ist. Indessen finden sich bereits in den Pyramidentexten, freilich
noch sehr vereinzelt, Beispiele einer mißbräuchlichen Setzung dieses Striches ! ).
Ein zweifelloser Beweis ist also nicht daraus zu ziehen, immerhin aber ein
Anzeichen, daß die Identifikation des Zahlwortes mit dem Worte „Lotus
pflanze“ nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen ist.
Eine Verwandtschaft nach anderer Richtung könnte für das Zahlwort
hi „1000“, das im Koptischen zu uj° (so) geworden ist, wie eventuell auch
für hi „Lotuspflanze“, mit dem Wortstamme hij „messen“ (Infinitiv tn-t
kopt. uji st- Nomen instrumenti mhi-t „Wage“ kopt. .u*.iye) gesucht werden,
zumal dieser Stamm in alter Zeit wie das Zahlwort 1000 nur mit dem
Zeichen | (ohne phonetisches Komplement i, also wie im Wortzeichen)
geschrieben zu werden pflegt. Man könnte in beiden Worten, dem Zahl
wort und dem Worte „Lotuspflanze“ einen Imperativ „miß“ vermuten, mit
der erwarteten Antwort „es ist unmöglich“, also ähnlich wie oben bei hh
„Million“, falls es mit hjhj „suchen“ zusammenhing.
In diesen Gedankengang würde sich schön die alte Benennung
für das Sternenheer des Himmels * 2 ) fügen: J [1 hi-bi(-w)-s. Sie könnte
ebensowohl bedeuten „miß ihre Seelen“ 3 ) wie „Tausend sind ihre Seelen“,
beides in dem Sinne, daß die Sterne, die nach dem Glauben der Ägypter
die Seelen der Verstorbenen (ursprünglich vielleicht nur der Könige) sein
sollten, unzählbar sind.
100.
Das Zahlwort für 100, das mit dem Bilde eines Strickes (2. geschrieben
wird und im Koptischen uje (§e) lautet, war ursprünglich ein Femininum 4 ),
wie das semitische Wort mimtun, mit dem es aber sonst keine Ähnlich
keit zeigt. Das weibliche Geschlecht des Wortes macht sich bis in das
Ende des mittleren Reiches in der Konstruktion des Zahlwortes geltend
(s. u. Absclin. 6).
*) Zu der Anwendung dieses Striches s. Ztschr. f. äg. Sprache 45, 44.
2 ) Dies, nicht den einzelnen Stern, bedeutet der Ausdruck ursprünglich, vgl. Pyr. 785 b.
1285 a. 1303 c. Brit. Mus. Egyptian stelae II 2 (Dyn. 12).
3 ) In dem Worte „Seelen“ ist der Pluralis der ältesten Sitte entsprechend unbezeichnet.
4 ) s. Ztschr. f. äg. Sprache 31, 112.