2. Die Zahlwörter von 1 bis 20 und ihr Verhältnis zu den semit. Zahlwörtern. YJ
Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg XXV.
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In den Zusammensetzungen, die im Koptischen die Vielfachen von
Hundert ausdrücken, wie
qTO-y-uje = 400, u-ige = 500,
•vpic it-uje — 900, u|e-citÄ.T = 200,
erscheint das Zahlwort für 100 wie ein maskulinisches gezähltes Wort be
handelt, während es da, wo es selbst mit einem gezählten Worte verbunden
ist, einfach das Geschlecht desselben annimmt. So auch bereits im Neu-
ägyptischen.
Für 200 besitzt das Koptische neben den aus der Zusammensetzung
der Zahlworte 2 und 100 gebildeten Ausdrücken uje „zwei Hun-
dert(e)“ und fi-uje „zwei von Hundert(en)“ noch einen älteren Aus
druck, der auf den Dualis von «je „100“ zurückgeht, ujht (sei), entstanden
aus *setej (ursprünglich vielleicht *setaj) 1 ). Auch in den semitischen Sprachen
ist ja 200 durch den Dualis von 100 ausgedrückt (arab. mbatäni, mbataini).
2. Die Zahlwörter von 1 bis 20 und ihr Verhältnis zu den
semitischen Zahlwörtern.
Ebensowenig wie alle diese höheren Zahlen hat auch das ägyptische
Wort für 10 md-w (mht), fern, md-t (aihte), das mit einem rätselhaften, in
mdwt „Tiefe“ (mtco) mit demselben Lautwert auftretenden Zeichen fl ge
schrieben wird 2 ), etwas mit dem entsprechenden semitischen Ausdruck csr
zu tun, dessen ägyptisches Äquivalent csi vielmehr ausschließlich die all
gemeine Bedeutung „viel“, „zahlreich“ hat (s. o. S. 13). Diese Divergenz ist
umso auffallender, als die Zahlworte für 6 bis 9 unverkennbare Verwandt
schaft mit dem Semitischen zeigen, und es doch undenkbar ist, daß die
gemeinsame Stammsprache beider Sprachzweige noch kein AVort für 10,
die Grundzahl des Zahlensystems, gehabt haben sollte, als die Abzweigung
des einen Sprachzweigs einsetzte.
Die ägyptischen Zahlwörter für 1 bis 9 liegen uns nach den neuesten
Forschungen 3 ) im Ägyptischen und Koptischen in den Formen vor, die in
der umseitigen Tabelle verzeichnet sind 4 ).
*) s. Ztscbr. f. äg. Sprache 31, 112.
*) s. Ztschr. f. äg. Sprache 34, 90.
®) Sethe, Ztschr. f. äg. Sprache 47, 40/1. Hinsichtlich der Zahlen 5 und 6 sind
seitdem neue Erkenntnisse gewonnen worden, die in der folgenden Tabelle berücksichtigt
sind und unten näher begründet werden.
4 ) Von den koptischen Formen sind im allgemeinen nur die des sahidischen Dialekts
aufgeführt. Die bohairischen unterscheiden sich davon meist nur durch gewisse, diesem
Dialekt eigentümliche lautliche Veränderungen, die für die Beurteilung der Formen belanglos
sind. Wo bohairische Formen aufgeführt sind, sind sie als solche gekennzeichnet.