Full text: Grundbegriffe und Grundprobleme der Korrelationstheorie

§ 1] der Korrelationsmessung 1 } 3 
schnitte gleichfalls nicht erst genau zu berechnen, um eine ungefähre 
Vorstellung vom Niveau zu gewinnen, um welches die einzelnen Zahlen 
einer statistischen Reihe schwanken: eine aufmerksame Betrachtung 
der einzelnen Werte gestattet einem geübten Auge, ohne jede Rechnerei 
zu fassen, ob der Durchschnitt einer Reihe höher oder niedriger ist im 
Vergleiche zu einer anderen, eventuell sogar die Größe der Differenz 
ungefähr anzugeben. In gleicher Weise vermag man, ohne die mittle 
ren Fehler zu berechnen, ein Urteil darüber zu bilden, ob eine Reihe 
größere oder geringere Schwankungen aufweist im Vergleich zu einer 
anderen. Solche Urteile sind jedoch in der Regel recht unsicher. Das 
Augenmaß kann trügen. Es gibt nicht viele Menschen, die sich auf ihr 
Augenmaß unbesorgt verlassen dürfen. Zwei Forscher, welche dieselben 
Zahlenreihen vor den Augen haben, werden oft zu widersprechenden Aus 
sagen gelangen, und da man in solchen Fällen nicht gern zugibt, daß man 
über ein weniger sicheres Augenmaß verfügt, so wird jeder sein Urteil 
als das richtige preisen und das Urteil des anderen als subjektiv ver 
schmähen. Das Nachprüfen vermittelst der „mathematischen“ Methoden 
ist dann das einzige Mittel, den Streit zu entscheiden. Der bekannte 
amerikanische Statistiker W. C. Mitchell hat ein Werk über die zykli 
schen Bewegungen des Wirtschaftslebens veröffentlicht, das für die 
gründlichste Untersuchung des statistischen Materials über diese Fragen 
gilt. 1 ) Mitchell hat in diesem Werke auf die Anwendung der mathe 
matischen Verfahren verzichtet und seine Schlüsse in bezug auf die 
Schwankungen der Zahlenreihen und auf die Strammheit der Zusammen 
hänge zwischen denselben auf die Betrachtung der graphischen Darstel 
lungen zu gründen gesucht. Ein anderer amerikanischer Statistiker, 
B. W. King, hat sich der Mühe unterzogen, die Mitchell sehen Urteile 
durch genaue Berechnungen nachzuprüfen. 2 ) Es hat sich gezeigt, daß 
sie meistens das Richtige treffen, aber gelegentlich doch nicht unwesent 
lich korrigiert werden müssen. Schätzungen der Schwankungen sind 
hierbei bei weitem sicherer ausgefallen als Urteile über die Strammheit 
der Zusammenhänge. 
Man vergleiche ferner die rudimentären „nicht-mathematischen“ 
Forschungsweisen, welche auf die Berechnung der Regressionslinien 
hinauslaufen, mit dem in sich geschlossenen Begriffssysteme der mathe 
matischen Korrelationslehre, das in der gleichzeitigen Betrachtung der 
plausibelsten Regressionsgleichung und des Korrelationsverhältnisses 
gipfelt. Der Nicht-Mathematiker kommt gewiß gleichfalls zu einer Vor 
stellung darüber, ob die Werte der einen Variablen mit dem Wachsen 
der Werte der anderen im Durchschnitt zu- oder abnehmen, und vermag 
1) W. C. Mitchell, Business cycles (Memoirs of the University of California, 
vol. 3); 1913. 
2) B. W. King, A study of Mitchell’s inquiries into prices (Quarterly 
Journal of Economics, vol. XXXI 1917);.
	        
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