Full text: Grundbegriffe und Grundprobleme der Korrelationstheorie

§2] der Korrelationsmessung 121 
weinkonsum der einzelnen Kalendermonate und dem Geldertrag der in 
den betreffenden Gegenden eine größere Rolle spielenden Kulturen be 
rechnet. Es hat sich überall gezeigt, daß die Verbundenheit des Brannt 
weinkonsums mit dem Ernteausfall desjenigen Produktes der Landwirt 
schaft am strammsten ist, welches im betreffenden Monate in der be 
treffenden Gegend von den Bauern auf den Markt gebracht zu werden 
pflegt. So zeigt sich z. B. für das Gouvernement Smolensk, wo viel 
Flachs und Hanf zum Verkauf und die Hauptgetreideart — Roggen — 
mehr für den Hausbedarf gebaut wird, daß im August der Branntwein 
konsum mit dem Geldwerte der Roggenernte zwar positiv korreliert ist 
(Korrelationskoeffizient = + 0,3), daß aber bereits im September die 
Roggenrente aufhört, den Konsum zu beeinflussen, daß im September 
hingegen eine höhere Korrelation des Branntweinkonsums mit demWerte 
des Lein- und Hanfsamens bemerkbar wird, zu denen sich im Oktober, 
November Hafer und Kartoffeln gesellen und im Dezember der Wert der 
geernteten Flachs- und Hanffaser hinzutritt. 
Dieses ohnehin recht anschauliche Bild des Zusammenhanges 
zwischen Ernteausfall und Branntweinkonsum hat die Verfasserin ver 
standen, durch weitere feine Züge zu vervollständigen. Die statistischen 
Quellen gestatten z. B., den Absatz von Branntwein in Behältern von 
verschiedener Größe zu unterscheiden: in großen Vierteleimer-Flaschen, 
in gewöhnlichen Weinflaschen zu einem zwanzigstel Eimer, in halben 
Flaschen zu einem vierzigstel Eimer und in ganz kleinen Fläschchen. 
Berechnet man die Korrelationskoeffizienten zwischen dem Absatz von 
Branntwein in verschiedenen Behältern und dem Ernteausfall, so zeigt 
sich eine deutliche Zunahme derselben für größere Behälter: im Gouverne 
ment Ufa stellt sich z. B. der Korrelationskoeffizient auf + 0,8 für die 
Vierteleimer-Flaschen, auf -j- 0,7 für die Flaschen zu ^ Eimer, auf 
+ 0,6 für die halben Flaschen zu ¿j Eimer und auf + 0,4 für die ganz 
kleinen Fläschchen. Diese gesetzmäßig beim Übergang von kleineren 
zu größeren Behältern zunehmende Strammheit der Verbundenheit 
läßt tief in die Verhältnisse blicken. Man pflegt in Rußland zwei Arten 
von Branntweinkonsum zu unterscheiden. Leute, bei welchen die alko 
holische Aufregung zum Lebensbedürfnis geworden ist, suchen dieses 
Bedürfnis in dem Maße, wie es ihre Mittel erlauben, zu befriedigen und sich 
das ersehnte Gläschen Schnaps möglichst regelmäßig zu verschaffen; 
diese regulären Gewohnheitstrinker pflegen sich mit Branntwein in 
kleineren Behältern zu versorgen. Sehr viel Branntwein — namentlich 
auf dem platten Lande überwiegend viel — wird aber auch aus Anlaß 
von Kirchspielfestlichkeiten, Märkten und insbesondere von Hochzeiten 
konsumiert. Hierfür versorgt sich der Bauer gern mit Branntwein in 
größeren Behältern. Die obigen Werte der Korrelationskoeffizienten 
lassen also schließen, daß der Zusammenhang zwischen Ernteausfall 
und Branntweinkonsum im wesentlichen darauf zurückgeht, daß in 
Jahren guter Ernten die mit Geld reichlicher ausgestatteten Bauern
	        
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