Full text: Grundbegriffe und Grundprobleme der Korrelationstheorie

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§ 2] der Korrelationsforschung 
hänge handelt, so ist zunächst klar, daß diejenigen Verfahren, welche 
die Schullogik unter der Bezeichnung der Methoden der Induktion ent 
wickelt, zum Festhalten solcher Zusammenhänge nicht zu verwenden 
sind. Denn sie beruhen auf der Annahme, daß der Zusammenhang zwi 
schen X und Y, falls er überhaupt besteht, stets ein unzerreißbarer sein 
müsse; zur Folgerung, daß eine bestimmte Wirkung Y mit einer be 
stimmten Ursache X zusammenhängt, gelangen sie vermittelst Elimina 
tion aller anderen Erscheinungen, welche als eventuelle Ursachen von 
Y in Betracht kommen könnten, indem Fälle nachgewiesen werden, 
wo entweder Y da ist, aber diese anderen Erscheinungen fehlen, oder 
umgekehrt, eine von diesen anderen Erscheinungen da ist, aber Y aus 
bleibt. Diese Schluß weise verliert jede Berechtigung, sobald man die 
Annahme fallen läßt, daß Y von X unabhängig sein muß, falls Y mit 
X nicht unzerreißbar verbunden ist. Zum Festhalten solcher loseren 
Zusammenhänge müssen andere Verfahren herangezogen werden. 
Ebenso klar ist, daß die zu verwendenden Verfahren auf dem nega 
tiven Merkmale der festzustellenden Zusammenhänge — nämlich, daß 
sie nicht unzerreißbar sind — nicht aufgebaut werden können. Zu ihrem 
Aufbau müssen positive Eigenschaften dieser nicht-unzerreißbaren Zu 
sammenhänge verwertet werden. Als Grundlage eignet sich namentlich 
diejenige Eigenschaft dieser nicht-unzerreißbaren Zusammenhänge, daß 
sie mehr oder weniger stramm sein können. Die Messung der Stramm 
heit des Zusammenhanges wird somit zu einem der zentralen Probleme 
der Theorie der Forschungsverfahren, welche auf die Erfassung der 
nicht-unzerreißbaren Zusammenhänge abzielen. Unter den verhält 
nismäßig einfachen Voraussetzungen des oben betrachteten Schemas 
der Entstehung der nicht-unzerreißbaren Zusammenhänge erweist sich 
die mathematische Wahrscheinlichkeit als ein geeignetes Maß der 
Strammheit des Zusammenhanges. In komplizierteren Fällen kommt 
man mit dem Begriffe der mathematischen Wahrscheinlichkeit bei der 
Messung der Strammheit des Zusammenhanges nicht aus. Es muß nach 
anderen Maßstäben Ausschau gehalten werden, welche der Eigenart 
der Aufgabe besser entsprechen. 
Die größere oder die geringere Strammheit gehört zu denjenigen 
Merkmalen der nicht-unzerreißbaren Zusammenhänge, welche beson 
ders scharf in die Augen fallen. Die Untersuchung der nicht-unzerreiß 
baren Zusammenhänge kann aber auch an andere feinere Züge der 
selben anknüpfen. Es entsteht auf diese Weise ein reich gegliedertes 
System von Forschungsverfahren, deren rationelle Ausgestaltung den 
Gegenstand der Korrelationstheorie bildet. Um einen geordneten Über 
blick über die Gesamtheit dieser Verfahren, wie sie sich beim heutigen 
Stande der Wissenschaft gestalten, zu gewinnen, müssen wir von einer 
genaueren Fassung des Begriffs des nicht-unzerreißbaren Zusammen 
hanges ausgehen, nämlich ihn, im Anschluß an den Begriff der mathe 
matischen Wahrscheinlichkeit, in den quantitativ präzisierten Begriff
	        
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