Drittes Kapitel: Stochastische Verbundenheit
28
[§ 2, § 3
essiert, ein funktioneller Zusammenhang zwischen nicht-zufälligen Va
riablen ist.
Nehmen wir nun anderseits an, daß es sich um eine Untersuchung
der Beziehungen zwischen der Körperlänge und dem Brustumfänge der
21jährigen Norweger oder um eine Untersuchung der Beziehungen zwi
schen der Körperlänge der Väter und der Körperlänge der Söhne han
delt. Hier sind nicht nur die Ergebnisse der Messungen, sondern auch
die zu messenden wahren Größen stochastisch verbundene zufällige
Variablen: einer bestimmten Körperlänge entsprechen verschiedene
Werte des Brustumfanges nicht nur in den Tabellen unserer Messungs
ergebnisse; auch unter den gemessenen Individuen gibt es sowohl lang
geschossene mit schmaler Brust, wie kurzbeinige mit kräftig entwickel
tem Brustkasten; Söhne, die einem Vater entstammen, haben dessen
ungeachtet nicht alle die gleiche Körperlänge. Selbst wenn wir die
wahren Werte der betreffenden Größen zu betrachten hätten, hätten
wir doch keinen funktionellen Zusammenhang vor uns.
Wir sehen also, daß es sich bei der Untersuchung von stochastisch
verbundenen Variablen um wesentlich verschiedene Aufgaben handeln
kann. Bald ist die stochastische Verbundenheit nur ein Schleier, hinter
dem der gesuchte funktionelle Zusammenhang versteckt ist. Bald ist
es gerade die stochastische Verbundenheit, welche durch die Unter
suchung beleuchtet werden muß. An das verfolgte Ziel müssen sich
auch die Forschungsverfahren anpassen. Gilt es, durch die Betrachtung
von stochastisch verbundenen Variablen zu dem Gesetze des funktio
neilen Zusammenhanges zwischen den den Forscher interessierenden
Größen vorzudringen, so wird zu den Verfahren gegriffen, welch e eigentlich
zum Bereiche der Ausgleichungsrechnung gehören und in der Theorie
der Beobachtungsfehler systematisch, wenn auch nicht erschöpfend, ge
schildert zu werden pflegen. Hingegen hat die statistische Korrelations
lehre die Verfahren zu entwickeln, zu denen da gegriffen werden soll,
wo es gilt, die stochastische Verbundenheit zwischen den den Forscher
interessierenden Größen wissenschaftlich zu beleuchten. Was hierbei
unter dem wissenschaftlichen Beleuchten der stochastischen Verbunden
heit zu verstehen ist, wollen wir jetzt näher betrachten. Dann werden
wir noch einmal zur Gegenüberstellung der Verfahren der Korrelations
forschung und derjenigen, welche wir eben der Ausgleichungsrechnung
zugewiesen haben, zurückkehren.
§ 3.
Wird nach den Zielen gefragt, welche die Untersuchung einer zu
fälligen Variablen oder mehrerer stochastisch verbundener zufälliger
Variablen zu verfolgen hat, so muß man bei der Beantwortung von der
Eigenart der Untersuchungsobjekte ausgehen.
Wenn es sich um eine zufällige Variable handelt, so hat man alles
in der Hand, was über sie ausgesagt werden kann, falls das Verteilungs