30 Drittes Kapitel: Stochastische Verbundenheit [§ 4
Verteilungsgesetzes zusammenfassend kennzeichnen, brauchen wir einst
weilen nicht einzugehen.
§ 4.
1. In ähnlicher Weise gestalten sich die Aufgaben der Untersuchung
mehrerer stochastisch verbundener Variablen. Das Wesen der stochasti
schen Verbundenheit zwischen zwei zufälligen Variablen besteht darin,
daß die möglichen Werte der einen Variablen in Verbindung mit ver
schiedenen möglichen Werten der anderen Variablen auftreten und daß
jeder solchen Kombination eine bestimmte Wahrscheinlichkeit zu
kommt. Die Gesamtheit der verschiedenen Kombinationen der mög
lichen Werte der beiden Variablen und der diesen Kombinationen zu
kommenden Wahrscheinlichkeiten wollen wir als das Abhängigkeitsgesetz
der Variablen bezeichnen. Der Begriff des Abhängigkeitsgesetzes läßt
sich leicht auf den Fall von beliebig vielen stochastisch verbundenen
zufälligen Variablen übertragen.
Ist das Abhängigkeitsgesetz gegeben, so kennt man alles, was über
die stochastische Verbundenheit zwischen den Variablen ausgesagt
werden kann. Alles übrige läßt sich aus dem Abhängigkeitsgesetze dedu
zieren. Man darf mithin die Bestimmung des Abhängigkeitsgesetzes als
die eigentliche Hauptaufgabe der Forschung betrachten. Aus denselben
Gründen jedoch, aus welchen man bei der Untersuchung einer einzelnen
zufälligen Variablen an Stelle des Verteilungsgesetzes — oder vielmehr
als Ergänzung zum Verteilungsgesetze — gewisse charakteristische zu
sammenfassende Maßzahlen zu betrachten pflegt, treten auch bei der
Untersuchung von mehreren stochastisch verbundenen zufälligen Va
riablen solche, das Abhängigkeitsgesetz zusammenfassend kennzeich
nende Maßzahlen in den Vordergrund der Forschung.
2. Um die verschiedenen Verfahren, welche bei der Untersuchung
der Abhängigkeitsgesetze zur Anwendung gelangen, systematisch und
übersichtlich überblicken zu können, müssen wir noch einige an den Be
griff der stochastischen Verbundenheit sich anschließende Begriffe
kennen lernen.
Die Gesamtheit der Werte, welche die Variable Y annehmen kann,
falls die Variable X einen unter ihren möglichen Werten erhalten hat,
und der den verschiedenen Werten von Y unter dieser Voraussetzung
zukommenden Wahrscheinlichkeiten bezeichne ich als das bedingte Ver
teilungsgesetz von Y für den betreffenden Wert von X. Werden auf
Grundlage des bedingten Verteilungsgesetzes die mathematische Er
wartung von Y, der mittlere Fehler von Y usw. berechnet, so werden sie
als die bedingte mathematische Erwartung, der bedingte mittlere Fehler usw.
bezeichnet. Wird die bedingte mathematische Erwartung von Y als
Funktion des entsprechenden Wertes von X dargestellt, so heißt der
betreffende analytische Ausdruck ,,.Regressionsgleichung von Y in bezug
auf X“. Ins Graphische übertragen spricht man von Regressionslinien.