§4, § 5] und funktioneller Zusammenhang 35
Auge, so sieht man sofort ein, daß unter den gegebenen Voraussetzungen
die bedingte mathematische Erwartung von w bei jedem Werte der Zahl
der Ziehungen in der Serie gleich \ bleibt: w ist nicht korreliert mit n,
und die Regression von w in bezug auf n wird durch eine Gerade dar
gestellt, die parallel der Achse der w-Werte ist. Faßt man hingegen die
bedingten Verteilungsgesetze der n-Werte ins Auge, welche verschiede
nen Werten von w entsprechen, so erhält man eine ganz anders aus
sehende Regressionslinie: sehr kleinen Werten von w einerseits, sowie
solchen Werten von w, welche von 0.5 stark nach oben abweichen,
anderseits, werden überwiegend kleine Versuchszahlen in den betreffen
den Serien entsprechen; hingegen werden Werte von w, welche unerheb
lich von 0.5 abweichen, überwiegend Serien mit größeren Versuchszahlen
entstammen. Die Regression von n in bezug auf w wird also durch eine
Kurve mit einem aufsteigenden und einem absteigenden Ast dargestellt.
Im bekannten Lehrbuche von G. U. Yule 1 ) findet man die Regressions
linien von w in bezug auf n und von n in bezug auf w an einem kon
kreten Beispiele vorgeführt, nämlich an der Korrelation zwischen dem
Sexualverhältnisse der Geborenen in verschiedenen Registrierungs-
distrikten Englands und der Zahl der Geburten in den betreffenden
Distrikten: das Bild entspricht dem obigen Schema ziemlich genau.
§ 5.
Wir sind jetzt an einem Punkte angelangt, der von grundlegender
Bedeutung ist für das Verständnis des Wesens der statistischen Korre
lationsforschung in ihrem Unterschiede von der naturwissenschaftlichen
Gesetzesforschung.
Die Regressionsgleichung von Y in bezug auf X bringt den funktio
neilen Zusammenhang zwischen der bedingten mathematischen Erwar
tung von Y und X zum Ausdruck. Der Form nach entspricht sie dem
Gesetze des Naturforschers, welches den funktionellen Zusammenhang
zwischen zwei Variablen zum Ausdruck bringt. Unter Umständen kann
die Regressionsgleichung auch dem Sinne nach dasselbe enthalten, was
die Gesetzesformel des Naturforschers verkündet. Fassen wir etwa das
bereits betrachtete Beispiel der empirischen Feststellung des Zusammen
hanges zwischen der Summe der Winkel eines Vielecks und seiner Seiten
zahl wieder ins Auge. Nehmen wir an, daß die Beobachtungsfehler dem
Gauß-Laplaceschen Fehlergesetze folgen. Die gemessenen Summen
der Winkel der Dreiecke, der Vierecke usw. sind zufällige Variablen, und
ihre mathematischen Erwartungen sind die betreffenden ,,wahren“
Werte: 180 Grad für die Dreiecke, 360 Grad für die Vierecke usw. Der
funktionelle Zusammenhang zwischen der einem bestimmten Werte der
Seitenzahl entsprechenden mathematischen Erwartung der Winkel
summe und der Seitenzahl deckt sich in diesem Falle mit dem gesuchten
1) Gr. Udny Yule, An introduction to the theory of statistics, p. 176 (1911);
vgl. E. Czuber, Die statistischen Forschungsmethoden, S. 142.