und funktioneller Zusammenhang
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§5]
Kern des funktionellen Zusammenhanges zwischen den wahren Größen
versteckt ist, auf den es dem Forscher allein ankommt, fühlt sich der
Forscher mit Recht durch die Aufstellung der Regressionsgleichungen
unbefriedigt. Dies ist für ihn kein definitives Forschungsergebnis. Das,
was er wissen will, ist der wahre funktionelle Zusammenhang zwischen
den wahren Werten von X und Y; die bedingten mathematischen Er
wartungen von X und Y interessieren ihn an sich gar nicht; die For
meln, welche den funktionellen Zusammenhang derselben mit den ent
sprechenden Werten der anderen Variablen ausdrücken, sind für ihn
nur als Stützpunkte bei seinem Ringen nach der Feststellung des die
Werte von X und von Y verbindenden Gesetzes wertvoll. Will er z. B.
das Gesetz entdecken, das die Siedetemperatur des Wassers mit dem
Druck verbindet, so wird ihm durch die Aufstellung der Regressions
gleichungen, welche die bedingte mathematische Erwartung der Siede
temperatur mit dem Druck und die bedingte mathematische Erwartung
des Drucks mit der Siedetemperatur verbinden, nicht gedient: sie brin
gen nicht dasjenige zum Ausdruck, was er wissen will. Seine Aufgabe
bleibt ungelöst, solange er bei den Regressionsgleichungen stehen bleibt.
Erst wenn es ihm gelingt, durch zweckdienliche Behandlung der ihm
vorliegenden stochastisch verbundenen Variablen zu dem hinter der
stochastischen Verbundenheit verborgenen funktionellen Zusammen
hänge vorzurücken, darf er sein Ziel als erreicht betrachten. In welcher
Weise dies zu geschehen hat, ist eine Frage für sich, an die man erst in
der letzten Zeit heranzutreten beginnt und auf die wir hier nicht ein
zugehen brauchen. Für uns genügt, eingesehen zu haben, daß das
Streben nach einer einheitlichen, das Gesetz des funktionellen Zusam
menhanges zwischen X und Y darstellenden Gleichung in solchen Fällen
berechtigt ist, und daß eine, solche Gleichung von den Regressionsglei
chungen wesensverschieden ist.
Ganz anders verhält es sich da, wo stochastisch verbundene zufällige
Variablen den eigentlichen Gegenstand der Untersuchung bilden. Sind
die zu untersuchenden Größen X und Y echte zufällige Variablen,
welche in echter stochastischer Verbundenheit miteinander stehen, so
besteht zwischen X und Y überhaupt kein funktioneller Zusammenhang:
bestimmten Werten der einen Variablen lassen sich nicht bestimmte
Werte der anderen Variablen zuordnen; hat X einen gewissen Wert,
so kann Y eine Anzahl verschiedener Werte mit bestimmten Wahrschein
lichkeiten annehmen, und keiner unter diesen Werten hat mehr Anrecht,
als die anderen, für den Wert zu gelten, welcher dem betreffenden Werte
von X entspricht. Eine Y mit X verbindende Gleichung ist in diesem
Falle nicht, wie im vorigen Falle, schwer auffindbar, sondern man
braucht nach ihr überhaupt nicht zu suchen, denn sie existiert nicht.
Die gegenseitigen Beziehungen zwischen X und Y lassen sich wohl in
verschiedenen Formen darstellen: durch das Abhängigkeitsgesetz wer
den sie erschöpfend beschrieben; durch Regressionsgleichungen und auf