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V. Metrische Geometrie.
V
also b = b' sein.
124. Diese Überlegungen sind fast unmittelbar auf den Nicht-
Euklidischen Fall zu übertragen, in weichem keine uneigentlichen
Punkte existieren, indem man als Inhaltsmaß eines Dreiecks den stets
positiven Exzeß der Winkelsumme über 2 Rechte, als Inhaltsmaß eines
Polygons die Summe der Inhaltsmaße der es bildenden Dreiecke ein
führt. Denn auch hier existiert eine Transformation eines Polygons
in ein inhaltgleiches rechtwinkliges Dreieck gegebener Kathete (vgl.
die unter 59 angewandte Lexell-
sche*) Umformung), und auch hier
ist das Inhaltsmaß gleich bei in
haltgleichen Polygonen, wovon man
sich nur bei einem in zwei Drei
ecke transversal zerlegten Dreieck
zu überzeugen braucht. Es ist näm
lich (s. Fig.)
A
« + ß + y -
( ß T - ß d -
(«" + y + à'
Wären
2 Rechte =
• 2 Rechte) +
— 2 Rechte),
rechtwinklige
A
nun zwei
Dreiecke, OAB, OAC (s. die zweite Fig.) die nur in einer Kathete
übereinstimmen, inhaltgleich, so wäre , , _ ^ ,
’ 6 ? ' a + ß —1 Rechten =
a -f- a + y — 1 Rechten,
also
a A ß + y = 2 Rechten,
gegen 59.
Im Nicht-Euklidischen
Fall mit uneigentlichen
Punkten leistet der stets
positive Defekt der Winkel
summe an 2 Rechten denselben Dienst als Inhaltsmaß, wenn man
keinen Anstoß daran nimmt, daß bei der fraglichen Transformation
*) Lexell, Acta Petropolitana 1781 I. Vgl. auch Euler, Nova Acta Tom. X
p. 47. Legendre, Géométrie, Note X. J. Steiner, Crelles Journal 2 (1827) p. 45
= Werke I (Berlin 1881) p. 101. Lobatschefsky, Neue Anfangsgründe der Geo
metrie, deutsch von Engel (Leipzig 1898) § 68 p. 133. Gauß, Werke VIII p. 292.