§ 11 lj Extensive und intensive Grösse der Formen und der Grundform. 197
weil (A¡Aj) = (AÄ) sein muss. Wenn y wächst, so sieht man, dass in der.
intensiven Grösse A von A unabhängig ist, während man ein immer kleineres
Segment (AX) erhält; das heisst den gegebenen Elementen des Segments
(AB) kann man von A aus andre ausserhalb dieses Segments liegende Elemente
substituiren. Durch dieses Verfahren wird (AX) unbegrenzt klein (d, § 99
oder e, § 103). Es bleibt mithin immer das unbegrenzt Kleine übrig, von
welchem die intensive Grösse abhängt, das heisst, sie hängt von der Position
der Elemente im unbegrenzt Kleinen ab, wenn freilich auch diese Elemente
für uns unbestimmt sind. Oder mit andern Worten: Lässt man auf die an
gegebene Art den Elementen der Grundform andre Elemente entsprechen, so
müssen, damit sich die intensive 'Grösse nicht ändere, zweien unbegrenzt nahen
Elementen der Grundform zwei unbegrenzt nahe Elemente einer andern oder
derselben Grundform entsprechen.
Bern. IV. Es wäre mithin ein Irrthnm, wollte man behaupten, die intensive Grösse
eines Segments wäre von dem Unterschied in der Position ihrer sämmtlichen Elemente
unabhängig, weil alsdann bei dem genannten Zusammenhang zweien unbegrenzt nahen
Elementen zwei ebenfalls unbegrenzt nahe wenn auch unbestimmte Elemente auf der Grund
form nicht zu entsprechen brauchten.
g. Ist die intensive Grösse eines Systems mit derjenigen der Grundform
oder eines TJieils von ihr homogen, so ist das unbegrenzt Kleine des ‘Systems ein
unbegrenzt Kleines der Grundform.
Deun die Theile des Systems kann man in Bezug auf ihre intensive Grösse
durch Segmente der Grundform ersetzen. Die intensive Grösse der Grundform
aber hängt von dem unbegrenzt Kleinen derselben ab (g) und der intensiven
Grösse wegen müssen zweien unbegrenzt nahen Elementen der Grundform zwei
unbegrenzt nahe Elemente derselben oder einer andern Grundform entsprechen,
wie aus der Definition der intensiven Grösse und dem Beweis des Satzes g
hervorgeht. Daraus folgt g'.
Bern. V. Diese Eigenschaft besitzt jedes gegebene Segment, das man aus einer
Anzahl 7] von Segmenten der Grundform, die nicht in einer dieser Formen liegen, erhält.
Dabei können diese Segmente in absolutem oder relativem Sinn unbegrenzt abnehmen,
wenn man nur in dem Gebiet einer einzigen Einheit bleibt. *)
1) Die Definitionen H. Grassmann’s von extensiver und intensiver Grösse sind den '
unsrigen im Grund ähnlich, wenn die seinigen auch dunkel sind. Er sagt (Ausdehnungs
lehre 1844 S. XXIY): „Die intensive Grösse ist das durch Erzeugung des Gleichen Gewor
dene, die extensive Grösse oder die Ausdehnung ist das durch Erzeugung des Verschie
denen Gewordene.“ Diese Sprache ist um so dunkler, als er vorher die Begriffe des Gleichen
und Verschiedenen nicht vollständig erklärt hat; er macht jedoch seinen Begriff deutlicher,
indem er sagt, die geometrische Linie sei zwar eine extensive Grösse, könne aber als
intensive Grösse betrachtet werden, „wenn man von der Art, wie ihre Elemente auseinander
sind, absieht“. Er versteht unter Element (S. XXVII) einen unbegrenzt kleinen Theil
(siehe Anm. 8 zu § 97), nicht wie wir ein Ding, welches nicht Theil des Continuums im
Sinn des Satzes d, § 105 ist (Bern. I, § 76; Bern. IV, § 105), wenn es auch solche Theile in
sich enthalten kann (Def. I, § 57).
Nach uns also muss man sagen: Das vornehmste Charakteristicum oder Merkmal der
Linie wie der übrigen geometrischen Gebilde ist die Verschiedenheit der Position ihrer
Punkte und mithin ihre extensive Grösse (Def. I); die Linie ist jedoch nicht nur eine
extensive Grösse; denn sie hat auch eine intensive Grösse. Es ist ferner zu bemerken,
dass bei Grassmann die extensive und intensive Grösse continuirlich sind (siehe die ange
führte Anm.), während unsre Definitionen auch für discrete Formen gelten,