500 Einfluß der Weiterverarbeitung auf die Eigenschaften des schmiedbaren Eisens.
Bezüglich der magnetischen Eigenschaften weist der „natürliche‘ Austenit
Anomalien auf. Wie aus seiner Natur als feste Lösung von Kohlenstoff im
unmagnetischen. y-Eisen hervorgeht, steht zu erwarten, daß er unmagnetisch
ist. Dies trifft auch praktisch zu, aber Hilpert, Mathesius und Colvert-
Glauert haben gezeigt!), daß durch geeignete Wärmebehandlung auch dem
austenitischen Stahl eine nicht zu unterschätzende Magnetisierbarkeit erteilt
werden könne. Aus den mitgeteilten Gefügebildern läßt sich nicht schließen,
wie weit ein Zusammenhang mit dem Gefüge vorliegt.
Für den austenitischen Nickel-Chromstahl (Kruppscher V2 A-Stahl)
kommt nach Strauß und Maurer Abschrecken bei 1100—1200° in Wasser
in Betracht.
7. Das Zementieren (Einsatzhärten) des schmiedbaren Eisens.
A. Zementation mit Kohlenstoff.
Die Tatsache, daß fester Kohlenstoff bei bestimmten Temperaturen in
festes Eisen hineinzudiffundieren vermag, wurde ursprünglich?) ausgenutzt,
um Platten oder Stangen aus weichem Eisen in Stahl zu verwandeln. Das als
Ausgangsprodukt für die Tiegelstahlfabrikation benutzte, wegen seiner Fein-
heit sehr hochwertige, aber auch sehr teure Erzeugnis heißt Zement- oder
Blasenstahl. Die Zuführung des Kohlenstoffs erfolgt durch Glühen des festen
Kisens unter Luftabschluß in Holzkohle oder in anderen, Kohlenstoff abgeben-
den. Zementationsmitteln, deren Zusammensetzung von den beteiligten Stellen
häufig als Fabrikationsgeheimnis ängstlich gehütet wird und Gegenstand
einer umfangreichen Patentliteratur bildet. Die 1,5—2 cm starken Platten
oder Stangen werden meist so lange erhitzt, bis der Kohlenstoff den ganzen
Querschnitt gleichmäßig bis zu einem Gehalte von 1—2°%, durchdrungen hat,
wovon man sich durch Entnahme von Bruchproben überzeugt, wie denn. über-
haupt das Erzeugnis lediglich nach dem Aussehen des Bruches beurteilt wird.
Als Ausgangspunkt wird bestes schwedisches Schweißeisen von etwa folgen-
der Zusammensetzung benutzt
0,05 9% C
0,045 „, Si
0,025 ,, Mn
0,007; S
0.010... P
Obwohl das Verfahren, wie erwähnt, sehr kostspielig und wenig leistungsfähig
ist, bewirkt die Vorzüglichkeit des Produktes eher eine Ausbreitung als ein
Zurückgehen seiner Anwendung. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Güte des
Produktes darauf zurückzuführen ist, daß die Oxyde (Sauerstoff) durch den
eindringenden Kohlenstoff reduziert werden.
Heute wird das Zementationsverfahren aber hauptsächlich benutzt:
1. um in der Form fertig vorliegenden Gegenständen, die an und für sich
zähe und widerstandsfähig gegen stoßweise oder wechselnde Beanspruchung
1) St. E. 1915, 197; vgl. a. Trans. Am. min. 1914, 601.
?) Vgl. Ledebur, Eisenhüttenkunde, Bd. 3, 401—419, sowie F. Giolitti, La c6-
mentation de l’acier. Paris: Herrmann et fils. 1914, 287 —314.