ÜBER DIE GEODÄTISCHEN LINIEN AUF DEM DREIAXIGEN
ELLIPSOID.
(Aus dem Monatsbericht der Königl. Akademie der Wissenschaften
vom 31. October 1861.)
Der russische General Schubert hat in einer vor zwei Jahren erschie
nenen Abhandlung*) die Resultate der verschiedenen zur Bestimmung der
Gestalt der Erde ausgeführten Gradmessungen auf’s Neue mit einander ver
glichen, und ist zu dem Schlüsse gekommen, dass die Erde als ein Ellipsoid
mit drei ungleichen Axen betrachtet werden müsse. Diese Hypothese ist
allerdings auch schon früher ausgesprochen, aber so viel ich weiss noch
nicht durch eine darauf gegründete Rechnung geprüft worden. Schubert
nimmt, wie man es immer gethan, die Meridiane als Ellipsen an, für welche
die Umdrehungsaxe der Erde ein gemeinschaftlicher Durchmesser ist, und
berechnet für jede einzelne, von der man grössere Bogen gemessen hat, aus
den gefundenen Längen derselben die beiden Hauptaxen. Dabei ergeben sich
für die grosse Axe bei den verschiedenen Meridianen Werthe, welche merk
lich von einander ahweichen — und zwar nach Schubert’s Ansicht zu stark,
als dass man die Differenzen den Fehlern der Messungen allein zuschreiben
dürfte —, aber ganz wohl mit einander harmoniren, wenn man annimmt, dass
auch der Äquator eine Ellipse sei. Die unter dieser Voraussetzung durch
geführte Rechnung ergiebt dann die folgenden geodätischen Elemente:
Grösseste Axe der Erde 3272671,5 Toisen
Mittlere » » » 3272303,2 »
Kleinste » » » 3261467,8 »
Länge des einen Endpunkts der grössesten Axe . . . 58° 44' (von Ferro).
*) Essai d’une détermination de la véritable figure de la Terre. St. Pétersbourg, 1859.
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