Einleitung. 
Ueber eine zur Zeit noch nicht existirende Wissenschaft. 
(Nach einem Vortrage des Verfassers, gehalten in der mathematisch - physikalischen Section der 40- 
Naturforscher - Versammlung, Hannover 1865.) 
Es ist eine bekannte Thatsache, dass die Zahl derjenigen Wissenschaften, welche 
unter dem Xanten der Naturwissenschaften zusammengefasst werden, schon von innen 
heraus von Tage zu Tage grösser wird. .Fortwährend neue Spaltungen und Abzweigungen 
sehen wir vor unseren Augen sich vollziehen und dadurch immer neue Wissenschaften aus 
der gesammten Masse sich heraussondern und selbständig sich hinstellen. Denn schon 
lange ist es nicht mehr möglich, dass ein Einzelner das Gesammtgebiet aller dieser 
Wissenschaften oder auch nur einen erheblichen Theil derselben behersche, und die 
Nothwendigkeit einer Theilung der Arbeit hat auch auf diesem Gebiete sich immer mehr- 
geltend gemacht. Dagegen ist vergleichungsweise der Fall selten, dass diese Zahl da 
durch einen Zuwachs erfährt, dass eine Wissenschaft, welche bis dahin nicht existirte, 
als eine Bereicherung von aussen zu den Naturwissenschaften hinzukommt. Von einem 
Falle solcher Art, der deshalb eine besondere Aufmerksamkeit zu verdienen scheint, soll 
hier die Rede sein. Es handelt sich nämlich darum, hier den Beweis zu führen, dass 
ein zur Zeit den Naturwissenschaften effectiv nicht angehörendes Wissensgebiet gegen- 
wärtig mehr und mehr dahin drängt eine solche Umwandlung und Ergänzung zu erfahren, 
dass daraus in allernächster Zeit ein neues den Naturwissenschaften mit voller Eben 
bürtigkeit sich anreihendes Glied hervorgegangen sein wird. Dieses Wissensgebiet ist 
die Statistik. 
Die Statistik in ihrer bisherigen Gestalt zählt jetzt ein volles Jahrhundert ihres 
Bestehens. Sie wurde, sammt ihrem Namen, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts 
von Achenwall in Göttingen geschahen. Was die Definition der Statistik betrifft, so 
soll dieselbe eine Nachweisung und Zusammenstellung alles dessen geben, was ein Staat 
— oder allgemeiner die Gesellschaft — zu einer gegebenen Zeit Bemerkenswerthes. 
Wittstein. Mathematische Statistik. 
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