§• 6.
Ausser dem vorstehend betrachteten wahrscheinlichen Fehler der Ueberlebenden
ist für die Anwendungen noch eine Hülfsgrösse von Bedeutung, welche durch die Summe
aller positiven Abweichungen der Ueberlebenden von ihrem wahrscheinlichsten Werthe,
jede derselben mit der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens multiplicirt, — oder auch
durch die Summe aller negativen Abweichungen der Ueberlebenden von ihrem wahr
scheinlichsten Werthe, jede derselben mit der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens multi
pli cirt, in diesem Falle jedoch ohne Vorzeichen genommen — dargestellt wird, und
welche man das Risiko der Ueberlebenden nennen kann. Denn denkt man sich
die Abweichungen der Ueberlebenden von ihrem wahrscheinlichsten Werthe, absolut
genommen, durch proportionale Geldsummen repräsentirt, so drückt offenbar die hier
definirte Grösse eben so wohl die mathematische Hoffnung desjenigen aus, der auf den
Gewinn dieser Geldsummen rechnet, als auch das Risiko desjenigen, der den Verlust
dieser Geldsummen fürchtet, von welchen beiden Bedeutungen vorwiegend die letztere
in den Anwendungen zur Betrachtung kommt.
Bezeichnet man die genannte Hülfsgrösse mit k, so hat man aus (6)
und wegen (4)
]/* „
•OO _A2 2 ‘i
e z dz-
V*
— h 2 2 2 !
e z dz — j-
oo 2 hyv.
k= . yxW(i— W)
y ZT.
= 0,3989 yxW(i—W)
(10)
welcher Ausdruck von dem wahrscheinlichen Fehler (8) sich nur durch den numerischen
Coefficienten unterscheidet. Es können demnach die Betrachtungen der §§. 4 und 5
leicht auch auf diese Grösse ausgedehnt werden.
So hat man z. B. nach der Sterblichkeitstafel von Brune aus 7943 Männern
von 40 Jahren 7847 Ueberlebende nach einem Jahre, mit einem Risiko =3,89; oder
wenn eine Gasse, wie es gewöhnlich geschieht, die Sterbefälle aus jenen lebenden
Männern mit Geldsummen prämiiren will, so muss sie neben dem wahrscheinlichsten zu
erwartenden Betrage der Sterbefälle = 96 sich noch auf ein Risiko = 3,89 d. i. nahe
4 Procent dieses Betrages gefasst halten.
Dies giebt eine wichtige Anwendung auf die Berechnung des Risiko derjenigen
Versicherungs-Institute, welche von der Dauer des menschlichen Lebens abhängen. Bis
jetzt gründet sich z. B. jede Berechnung der Prämien für Lebensversicherungen nur auf
die wahrscheinlichsten Werthe der Ueberlebenden, und zur Deckung des Risiko wird den
so berechneten Prämien ein Zuschlag von willkürlicher Grösse gegeben. Wenn man
dagegen bei jeder Prämienberechnung neben den wahrscheinlichsten Werthen der Prämien,
wie solche bisher gefunden werden, zugleich unter Zugrundelegung des so eben gefundenen