io6 Besondere Naturlehre.
§. 2094. Der Thau befördert die Vegetation
ungemein und giebt oft bey anhaltender Dürre einen
sehr beträchtlichen Ersaß für den Mangel des Regens.
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Vom Reife.
§. 2095. Wenn die Luft und die Oberflächen der
Körper bis zum Gefrierpunkte erkaltet sind, so gefrieren
die Dünste, welche sich aus der Luft niederschlagen und
überziehen die Flächen mit kleinen Eiskörnern, welche
den Namen des Reifs (pruina) führen und eigentlich
ein gefrorner Thau sind.
§. 2096. Diese Art des Reifs zeigt sich vornehmlich
zu Ende des Herbfts und Winters, wenn die Nächte lang
und kalt genug sind, um der Erde und den Körpern ei
nen grossen Theil der, den Tag über angenommenen
Warme zu entziehen. Alsdann sieht man des Morgens
die Pflanzen, Zweige der Baume, Dächer der Ge
bäude u. f. w., anstatt des Thaues, mit Reif überzogen;
auch sind diejenigen Flächen am stärksten bereift, auf die
sonst der Thau am häuflgsten fällt.
§. 2297. Eine andere Art Reif entsteht in der Luft
selbst, wenn sie bis zum Gefrierpunkt erkaltet ist und
durch die, in ihr schwebenden geftornen Dunsttheilchen
mit einer Menge feiner, glänzenden Pünktchen erfüllt
scheint. Dieser Reif entspringt aus Nebeln, welche
vornehmlich im Winter und in den kalten Himmelsstri
chen sehr häufig sind und deren Eisrheilchen sich an die,
der Luft ausgesetzten Flächen, besonders an der Wind
seite, in grosser Menge anhängen. Nach Brisson un
terscheiden sich beide Arten des Reifs, die sonst einander
sehr ähnlich sind, darin, daß die letztere nur entstehen
sann, wenn die Luft bis zum Eispunkte erkaltet ist, da
hingegen