*85
Von den Nebensonnen.
Von den Nebensonnen.
§. 2567. Bilderder Sonne, welche sich bisweilen
noch ausser der wahren Sonne, am Himmel zeigen, mei
stens durch einen hellen, auch wohl gefärbten Kranz oder
Ring unter einander verbunden sind, oder auch schweift
ähnliche Stücken eines solchen Kranzes an sich haben,
nennt man Nebensonnen (parhelii), sie gehören zu
den glänzenden Lichterscheinungen.
§. 2Z68. Die Nebensonnen sind gewöhnlich mit
weissen oder farbigen Ringen, von der Breite des schein
baren Sonnendurchmessers begleitet. Durch alle Neben
sonnen, oder doch durch die meisten, geht ein weisser hori
zontaler Kreis, der, wenn er ganz wäre, auch durch die
wahre Sonne gehen würde. Mit diesen gehen dassu
auch farbige Bogen parallel, die da, wo sie die Ringe
berühren, noch mehr Nebensonnen bilden.
§. 2569. Die Schweife sind allemal Stücken dieser
Kreise oder Ringe und erscheinen oft einzeln. Mehrere-
male hat man die Sonne mit aufwärts oder niederwärts
gerichteten leuchtenden Schweifen auf oder untergehen
gesehen. Wales erzählt, daß in derHudsonsbay solche
Streifen jeden Morgen gesehen werden, auch die Ne
bensonnen daselbst sehr häufig sind. Malezieu sahe
im Jahre 1722 drey Sonnen gerade und dicht überein
ander. M ü ssch en b r 0 e k hat dergleichen Beobachtun
gen sehr fleissig zusammengetragen.
§. 2370. Descartes gab die erste, aber sehr un
glückliche Erklärung der Nebensonnen, aus der Reflexion
der Sonnenstrahlen, durch die in der Luft schwebenden
Eistheile. Er glaubt nämlich, es werde bisweilen das
Eis durch entgegengesetzte Winde zusammengetrieben und
in einen ungeheuern Eiscylinder vereiniget, der durch
Zmnckwerfung des Lichts, nach allen Seiten den grossen
horst