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Besondere Naturlehre.
§. 2009. In der südlichen Zone ist die Kälte detz
Winters strenger, als in der nördlichen, vielleicht dar
um, weil sich die Sonne um 8 Tage länger in dennördli-
chenZeichen verweilet, als in den südlichen. Anden kältern
Oertern werden Frühling und Herbst sehr kur; und man
findet wiederum nur zwey Iahrszeiten. Der Schneo
schmilzt sehr spät, dann aber oft in 8 Tagen mit einem-
male, nach andern 8 Tagen ist schon alles grün und in
5 bis 6 Wochen hat man schon reise Früchte. Eben so
schnell stellt sich auch der Winter wieder ein, woraus man
sieht, daß eine schwächere Wirkung, die lang anhält, oft
mehr ausrichtet, als eine bald aufhörende stärkere.
Ueber die Entstehung und Bildung' der Erde.
§. 2OiO. Die Menge der hierüber entworfenen Theo
rien ist ungemein zahlreich. Schon im entferntesten Al
terthume finden sich davon häufige Spuren. Viele un
ter den Alten nahmen ein Chaos an, aus welchem
durch den Streit der Elemente eine Scheidung derselben
erfolgte und alles an seine gehörige Stelle getreten ist.
§. 2oii. Leucipp, Epikur und Demokrit hin
gegen liessen die Welt aus Atomen entspringen, welche
von jeher in einer lothrechtfallenden Bewegung gewesen,
durch eine plötzliche Stöhrung aber von ihrem geradti-
nichten Wege abgelenkt, sich zufällig zusammengefügt
und fo die Körper gebildet haben ^sollten.
§. 2oi2. Defcartes bildet die Welt aus einem
harten Klumpen Materie, den der Schöpfer durch seine
Allmacht zerschlug und in Bewegung setzte. Durch das
Abreiben der Theile an einander, entstand eine sehr sub
tile Materie, eine Menge kugelförmiger Theilchen und
eine Anzahl grober eckigter Stücke. Dies sind seine
drey Elemente. Die subtile Materie bildete die
Sonnen