Bremsstrahlung
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§ 14
Polarisation gibt ein Maß dafür, welcher Bruchteil der Gesamt
strahlung als Bremsstrahlung anzusprechen ist.
Ist ß klein, d. h. die Geschwindigkeit des erregenden Ka
thodenstrahls klein gegen diejenige des Lichtes, so ist nach
(83) die Verteilung der Intensität über die Einheitskugel durch
sin 2 (p gegeben. Die Intensität ist dann am größten in der
Ebene senkrecht zum Kathodenstrahl, und die Verteilung ist
symmetrisch zu dieser Ebene. Dies gilt aber nur so lange,
als der Dopplersche Faktor nicht in Frage kommt.
Der Dopplersche Faktor bedingt eine Abhängigkeit der Im
pulsbreite der Bremsstrahlung vom Azimut, die aus Abb. 4 er
sichtlich ist; ist ß also nicht mehr klein, d. h. die Kathoden
strahlgeschwindigkeit nicht klein gegen die Lichtgeschwindigkeit,
so wird mit abnehmendem Azimut qp die Impulsbreite geringer;
d. h. die Röntgenstrahlen, welche unter einem spitzen
Winkel entsandt werden, sind härter, als die unter
einem stumpfen Winkel entsandten.
Der Dopplersche Faktor geht aber auch in den Nenner des
für die Intensitätsverteilung der Bremsstrahlung maßgebenden
Integranden in Gl. (83) ein. So kommt es, daß das Intensitäts
maximum, dessen Azimut für kleines ß gleich ” war, mit
wachsender Geschwindigkeit das Kathodenstrahles sich diesem
nähert, indem sein Azimut abnimmt. In der Tat zeigt die Be
obachtung eine derartige, mit wachsender Geschwindigkeit der
erregenden Kathodenstrahlen steigende Dissymmetrie der Rönt
genstrahlung an; daß die Theorie der elektromagnetischen Strah
lung hiervon ungezwungen Rechenschaft gibt, hat A. Sommer
feld 1 ) hervorgehoben.
Indem er in Gl. (83) die Verzögerung | ö | als konstant be
trachtet, integriert er über die Zeitintervalle dt' = — und
| ö I
erhält für die während der ganzen Bremszeit angestrahlte
Energie ß
— dW — ( dco sin 2 qp f —-
4 n c~J (l — ß cos <p) £
1) A. Sommerfeld, Physik. Zeitschrift 10. S. 969 (1909).