124 Feld und Bewegung einzelner Elektronen § 16
dere ist, wenn noch andere in der gleichen Weise bewegte
Elektronen zugegen sind. Man muß dann bei der Behandlung
der Strahlung und der Strahlungskräfte den Elektronenring
als Ganzes behandeln. 1 )
Anders liegen die Verhältnisse bei der Lichtemission.
Nehmen wir an, daß in jedem lichtentsendenden Molekül nur
ein einziges Elektron schwingt, so sind die Schwingungen der
einzelnen Elektronen unabhängig voneinander. Die Phasen
differenz zweier Elektronenschwingungen ist eine ganze beliebige^
und daher tritt bei der Superposition der entsandten Wellen
ebenso oft eine Schwächung wie eine Verstärkung der Strah
lung durch Interferenz ein. Bei der Mittelwertsbildung über
eine große Zahl von Molekülen und über eine große Zahl von
Schwingungen ergibt sich eine Strahlung, die gleich der
Summe der Strahlungen der einzelnen Moleküle ist. Hier ist
also das Ergebnis dasselbe, als wenn jedes Molekül für sich
allein die Schwingungen ausgeführt und die Strahlung ent
sandt hätte; man kann in diesem Falle auch die Rückwirkung
der Strahlung auf die Schwingung angeben, ohne auf die
Wechselwirkungen der Moleküle Rücksicht zu nehmen. Hat
man es mit kleinen Schwingungen zu tun, deren Geschwindig
keit klein ist gegen die Lichtgeschwindigkeit, so ergibt (87)
als Reaktionskraft der Strahlung. Dies war der Ausdruck, den
wir in § 9 (Gl. 58) abgeleitet hatten.
Drittes Kapitel.
Die Mechanik der Elektronen.
§ 16. Die G-rundhypotliesen der Dynamik des Elektrons.
Im vorigen Kapitel, wo wir die von einem beschleunigten
Elektron entsandte Wellenstrahlung behandelten, kam nur das
Feld in großen Entfernungen vom Elektron in Betracht. Nun
1) Ygl. G. A. Schott. Electromagnetic radiation. Cambridge, 1912,
S. 104, 188.