Full text: Elektromagnetische Theorie der Strahlung (2. Band)

Elektromagnetische Masse 
125 
§ 16 
ist aber für die Rückwirkuug auf das bewegte Elektron haupt 
sächlich die Energie und die Bewegungsgröße des Feldes, 
welches das Elektron unmittelbar umgibt, von Bedeutung. 
Man gewinnt eine Vorstellung von der Art des Einflusses, 
welchen das mitgeführte Feld auf die Bewegung des Elektrons 
ausübt, indem man an die Analogie des elektrischen Leitungs- 
stromes anknüpft. 
Ein Leitungsstrom ist von einem magnetischen Felde um 
geben, dessen Energie dem Quadrate der Stromstärke pro 
portional ist. So erklärt es sich, daß dem Anwachsen der 
Stromstärke eine „elektromotorische Kraft der Selbstinduktion“ 
entgegen wirkt, welche der zeitlichen Änderung der Strom 
stärke proportional ist. Der Konvektionsstrom, den das bewegte 
Elektron darstellt, erregt gleichfalls ein magnetisches Feld; 
die magnetische Energie ist, bei langsamer Bewegung wenig 
stens, auch hier dem Quadrate der Stromstärke proportional. 
Da nun die Stromstärke in diesem Falle der Geschwindigkeit 
des Elektrons proportional ist, so wird der elektromotorischen 
Kraft der Selbstinduktion hier eine Kraft entsprechen, welche 
der Beschleunigung des Elektrons proportional und ihr ent 
gegen gerichtet ist. Der Gedanke Maxwells, welcher die „elektro 
kinetische“ Energie des elektrischen Stromes mit der kineti 
schen Energie bewegter träger Massen verglich (Bd. I, § 65), 
nimmt hier eine noch greifbarere Form an als beim Leitungs 
strome. Jene vom magnetischen Felde herrührende, einer Be 
schleunigung des Elektrons entgegen wirkende Kraft entspricht 
in der Tat durchaus der Trägheitskraft der gewöhnlichen Me 
chanik; es Avird mithin ein bewegtes elektrisches Teilchen in 
folge des mitgeführfcen elektromagnetischen Feldes eine träge 
Masse besitzen, Avelche man, zum Unterschiede von der trägen 
Masse wägbarer Teilchen, als „scheinbare“ oder besser als 
„elektromagnetische“ Masse bezeichnen kann. Bei den 
unmittelbar an Maxwell anknüpfenden englischen Forschern 
J. J. Thomson 1 ) und 0. Heaviside 2 ) findet sich zuerst die Vor- 
1) J. J. Thomson, Phil. Mag. 11. S. 229 (1881). 
2) 0. Heaviside, Phil. Mag. 27. S. 324 (1889).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.