Full text: Elektromagnetische Theorie der Strahlung (2. Band)

4 Die physikal. und mathemat. Grundlagen der Elektronentheorie 
einzelnen Tröpfchens ermittelt werden. Auf diesem Wege fand 
H. A. Wilson (1903) für e als mittleren Wert 3,1 • IO -10 elektro 
statische Einheiten. 
Die Methode der Wasserwolken ist indessen nicht frei von 
Bedenken. Die Wassertröpfchen verdampfen rasch. Auch ist, 
wegen der Wechselwirkungen der einzelnen Tröpfchen, die 
Anwendbarkeit des Stokesschen Gesetzes auf eine ganze 
Wolke zweifelhaft. Diese Fehlerquellen haben F. Ehrenhaft 1 ) und 
R. A. Millikan 2 3 ) beseitigt, indem sie Metallteilchen bzw. Oltröpf- 
chen verwandten, und ihre Bewegung unter dem Mikroskop be 
obachteten. Dabei wird statt der Stokesschen Formel, die bei ge 
ringer Gasdichte nicht genau gilt, eine von Cunningham 8 ) an 
gegebene Formel zugrundegelegt: 
in welcher l die freie Weglänge der Gasmoleküle, y einen em 
pirisch zu ermittelnden Zahlenfaktor bezeichnen. Der letzte 
Wert Millikans für die Ladung der einzelnen Tröpfchen ist 
= 4,774- IO- 10 - 
(2) 
e 
Eine noch direktere Bestimmung der elektrischen Elementar- 
ladudg ermöglicht die Zählung der «-Teilchen (vgl. § 3), welche 
von Radioelementen ausgesandt werden. Zu dieser Zählung be 
nutzt E. Regener 4 ) die Szintillationen, welche die «-Teilchen 
beim Auftreffen auf Kristalle hervorrufen, während Rutherford 
und Geiger 5 ) sich der Ionisationswirkungen bedienen. Kennt 
1) F. Ehrenhaft, Anz. d. Wiener Akad. (1909 u 1910). Phys. Ztschr- 
(1910) S. 619 u. 940. Ann. d. Phys. 4 56 (1918) S. 1. Ehrenhaft zieht 
aus seinen Versuchen den von vielen Physikern bestrittenen Schluß, daß 
das Elektrizitätsatom, wenn es existiert, kleiner als 10— 12 eist. Einh. ist, 
also von weit geringerer Gi'ößenordnung, als die sonst angenommene 
Elementarladung. 
2) R. A. Millikan, Phil. Mag. 19 (1910) S. 209. Phys. Review 32 
(1911) S. 349. Phys. Ztschr. 14 (1913) S. 796. Phil. Mag. 34 (1917) S. 1. 
3) E. Cunningham, Proc. Roy. Soc. 83 A (1910) S. 357. 
4) E. Regener, Berl. Ber. 38 (1909) S. 948. 
5) E. Rutherford u. H. Geiger, Phys. Ztschr. 10 (1910) S. 1 u. 42.
	        
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