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Die Wellenstrahlung einer bewegten Punktladung
Zweites Kapitel.
Die Wellenstralilung einer bewegten Pnnktladnng.
§ 9. Elektromagnetisches Modell einer Lichtquelle.
Die Entwickelungen des letzten Paragraphen haben uns ge
zeigt, daß sich im leeren Raume die elektromagnetischen WeUen
zwar fortpflanzen, daß sie aber dort nicht entstehen können.
Die QueUen der elektromagnetischen Störungen liegen in der
bewegten Elektrizität. Da wir nun das Licht als elektromagne
tische Wellenstrahlung zu betrachten gelernt haben, so werden
wir zu dem Schlüsse geführt, daß im Innern der lichtemittie
renden Atome die Elektrizität in Bewegung begriffen ist. Das
einfachste denkbare elektromagnetische Modell einer Lichtquelle
erhalten wir, wenn wir ein einziges Elektron um seine Gleich
gewichtslage schwingend annehmen.
Daß dieses Modell in manchen Fällen der Wirklichkeit ent
spricht, zeigt der Zeeman-Effekt, der im nächsten Paragraphen
behandelt werden soll. Wie dort gezeigt werden wird, sind es
die negativen Elektronen, die durch ihre Bewegung die Emis
sion des Lichtes hervorrufen.
Wir wollen ein System betrachten, welches aus einer posi
tiven Ladung -f- e und einem negativen Elektron, von der Ladung
(— e), besteht. Sind die Abmessungen der beiden Ladungen klein
gegen ihren Abstand, so bilden sie einen elektrischen Dipol;
unter dem Moment p des Dipols versteht man, entsprechend
dem Moment einer Doppelquelle, den von der negativen Ladung
zur positiven gezogenen Fahrstrahl §, multipliziert mit der po
sitiven Ladung e:
(52) p = e-§.
Bewegt sich nun die negative Ladung, während die posi
tive in Ruhe bleibt, so ist der von der festen Ladung + e zur
beweglichen — e gezogene Fahrstrahl — § von derZeit abhängig;