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Erste Abtheilung. Sechstes Capitel.
6. Die Interferenz des geradlinig polarisirten Lichtes.
Aus den Erscheinungen, die sich bei dem Zusammenwirken
zweier Bündel paralleler Lichtstrahlen offenbarten, deren Richtun-
gen zusammenfielen oder doch einen fast verschwindenden Win
kel einschlossen, leiteten wir die Data ab, deren wir bedurften,
um eine bestimmte, durch eine mathematische Formel darstellbare
Vorstellung von der Bewegung des geradlinig polarisirten Lich
tes zu gewinnen. Rückwärts gehend, müssen wir nun im Stande
sein, jene Erscheinungen aus dem mathematischen Ausdrucke bis
in’s Einzelste zu erklären, und die Verification der weiter noch
aus der Formel leicht zu ziehenden Consequenzen durch die Er
fahrung wird eine entscheidende Probe für die Richtigkeit der
Theorie abgeben. Bei dem Bestreben, das Eine und das Andere
auszuführen, wirft sich zunächst die Frage auf, nach welchen
Gesetzen sich mehrere Lichtbewegungen, die denselben W r eg
verfolgen, in eine einzige zusammensetzen.
Es seien y x , y 2 etc. die Ausschläge eines Aethertheilchens,
wie sie mehreren einzelnen, geradlinig polarisirten Strahlen, die
zusammenfallen, deren Polarisations-Ebenen aber beliebig gegen
einander geneigt seien, entsprechen, d. h., in Folge der Bewe
gung des einen Strahles sei der Ausschlag eines Aethertheil
chens zur Zeit t y x , in Folge einer zweiten Bewegung sei der
Ausschlag desselben Aethertheilchens zu derselben Zeit etc.
Die beschleunigenden Kräfte, welche auf das Theilchen wirken
würden, wenn die Bewegungen einzeln vorhanden wären, werden
alsdann bezüglich durch die Differentialquotienten etc.
dargestellt; und diese beschleunigenden Kräfte setzen sich zu der
beschleunigenden Kraft deijenigen Bewegung zusammen, welche
aus den einzelnen Bewegungeii resultirt.
A.
Wenn im Besondern die Ausschläge y x , y% etc. der Rich
tung nach zusammenfallen, wenn also die einzelnen Strahlen eine