144
Erste Abtheihmg. Achtes Capitel.
8. Das natürliche Licht.
Das natürliche, d. h. unpolarisirte, Licht kann, wie seine Zer
legung durch Kalkspath, Bergkry stall, Glimmer ersehen lässt, als
Resultante aus zwei geradlinig und senkrecht auf einander polarisir-
ten Strahlen von gleicher Intensität angesehen werden. Die Beschaf
fenheit und gegenseitige Beziehung dieser Composanten findet sich
durch die Eigenthümlichkeiten des natürlichen Lichtes zwar nicht
vollständig, aber doch innerhalb gewisser Grenzen näher bestimmt.
Fizeau und Foucault haben durch ihre S. 74 angezogenen
Versuche gezeigt, dass zwei Strahlen natürlichen Lichtes, die aus
derselben Quelle geflossen sind, um eine grosse Anzahl von Wel
lenlängen gegen einander verschoben werden können, ohne dass
sich dabei die Interferenz merklich von derjenigen unterscheidet,
welche eintreten würde, wenn die Strahlen aus lauter gleichen
Oscillationen beständen. Hieraus zogen wir den Schluss, dass
eine beträchtliche Anzahl auf einander folgender Oscillationen des
natürlichen Lichtes gleich sind. Nothwendigerweise ist dies auch
in seinen Composanten der Fall, und zwar müssen sich in dem
einen und andern dieser Strahlen gleich viele, untereinander glei
che Oscillationen folgen, und ausserdem muss eine Reihe solcher
Oscillationen in beiden Strahlen gleichzeitig beginnen und enden.
Für die Bestimmung des Verhältnisses zwischen den aufein
anderfolgenden Reihen gleicher Oscillationen in ein und demsel
ben Strahle, sowie zwischen den Oscillationen einer Reihe des
einen Strahles und der entsprechenden Reihe des zweiten Strah
les kann nur die Thatsache als Anhaltspunkt dienen, dass die re-
sultirenden Oscillationen einen Strahl ohne Spur von Seitlichkeit
und mit einer immer sich gleichbleibenden Helligkeit liefern; denn
auf Lichter von einer constanten Helligkeit beschränken wir un
sere Betrachtungen, da sich auf solche die Verhältnisse eines
Lichtes mit wechselnder Intensität leicht zurückführen lassen, und
wir es hauptsächlich nur mit jenen, wenigstens während der Dauer
des Versuches, zu thun haben. In Betreff der Composanten des