206
Zweite Abtheilung. Zweites Capitel.
zu den Gesetzen der Lichtbewegung in isotropen Mitteln zurück,
da wir diese bereits auf experimentalem Wege mit hinreichender
Ausführlichkeit in der ersten Abtheilung kennen geleint haben.
2. Die isotropen Mittel. Das Dispersions - Gesetz.
Bereits Fresnel hatte auf analytisch-mechanischem Wege
die Grund - Gesetze der Undulations-Theorie entwickelt; seine
Formeln waren jedoch nur eine Annäherung an die Wirklichkeit,
und wie der französische Geometer Poisson nach wies, lieferten
sie für die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit von Lichtstrahlen in
einfach brechenden Mitteln einen von der Oscillationsdauer, also
von der Farbe unabhängigen Werth: die Fresnel’sehe Theorie
Hess also das Phänomen der Dispersion unerklärt. Dieser Man
gelhaftigkeit nahm man als eines Angriffspunktes auf die Richtig
keit der Undulations-Theorie überhaupt wahr, bis Cauchy in
dem oben angezogenen Werke dadurch auch diesen Vorwurf
wegräumte, dass er sich eines höheren Grades der Annäherung
befliss. Auf diese Weise erzielte er nicht allein eine allgemeine
Erklärung der Dispersion, sondern verificirte auch seine For
meln durch eine sorgfältige Vergleichung mit der Beobachtung.
Ohne uns über diesen Gegenstand so weit auszubreiten wie
Cauchy, werden wir doch eine hinreichende Einsicht in die
Uebereinstimmung der Theorie und Erfahrung gewinnen.
Die Wesenheit der isotropen Mittel besteht darin, dass keine
Richtung in ihnen vor einer anderen ausgezeichnet ist. Um irgend
einen Punkt herum ist der isotrope Aether nach allen Richtungen
hin genau gleich constituirt und sind seine Theilchen in der
selben Weise geordnet und von gleichen Kräften sollicitirt. Noth-
wendigerweise wird daher hier das Polarisations-Ellipsoid um
die Normale der Wellen-Ebene herum ganz symmetrisch gestaltet