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1. Grundzüge der Oscillations - Theorie des Lichtes.
Die jetzt herrschende Theorie des Lichtes (die sogenannte
Oscillations-, Vibrations- oder Undulations - Th eori e)
setzt seine Wesenheit in enge Analogie mit der des Schalles, ur
sprünglich dazu bestimmt durch die zahlreichen und tiefgehen
den Uebereinstimmungen in den Erscheinungen dieser beiden
Sinnesmittel. Ihr zufolge besteht das Licht in der Fortpflanzung
oscillatorischer Bewegungen der kleinsten Theilchen eines eigen-
thümlichen Mittels, des Lichtäthers, welches überall da vor
handen ist, wo sich Licht zeigt. Der leuchtende Körper leitet
die Oscillationen, Schwingungen, in dem ihn zunächst umgeben
den Theile des Aethers ein; die elastische Beschaffenheit dieses
Stoffes bedingt ihre regelmässige Fortpflanzung nach entfernteren
Orten; das sehende Auge, auf die Lichtung der Fortpflanzung
versetzt, wird jene Bewegung, indem es sie in sein Inneres ein-
dringen lässt, gewahr. So erregt ja auch der schallende Körper
die Vibrationen des Schallmittels, dessen Elasticität jene in im
mer grössere Distanzen fortleitet bis zum hörenden Ohre, das
die Existenz der Schwingungen vernimmt. Indem wir uns wei
ter noch an die Analogie zwischen Schall und Licht anlehnen,
suchen wir die qualitative Verschiedenheit des letzteren in der
verschiedenen Dauer der Vibrationen, seine quantitative Be
schaffenheit aber in der Grösse-der Verschiebung, welche beim
Schwingen stattfindet; denn es lässt sich durch den Versuch nach-
weisen, dass die Höhe oder Tiefe eines Tones, sein qualitativer
Charakter, von der Periode der Vibrationen, seine Stärke, seine