Zweite Abtheilung. Viertes Capitel.
4. Das System der Krystalle.
1) Unter den Krystallen treten diejenigen als die einfachsten
hervor, die unter ihren möglichen Flächen die Seiten eines regu
lären Octaeders aufweisen. Nehmen
wir die drei Diagonalen des letzteren
zu Coordinaten-Axen, so kommt die
Octaederfläche unter gleichen Win
keln geo-en die Coordinaten-Ebenen
zu liegen; die Coefficienten ihrer
Gleichung werden daher der Einheit
gleich, und das Grund-Verhältnis
wird 1:1:1- Das Symbol für
die Fläche des regulären Octaeders,
Fig. 112, ist (1, 1. 1).
Neben das reguläre Octaeder stellen sich andere octaeder-
artige Gestalten, deren allgemeines Symbol (a, b, c) ist. Wir
theilen diese Polyeder in zwei Klassen, nämlich in solche, für
deren Flächen zwei der Grössen a, b, c gleich werden, und in
solche, bei denen dieses nicht der Fall ist. In den Symbolen für
jene treten nur zwei verschiedene absolute Werth e der Coefficien-
ten auf, und indem man diese an die verschiedenen Stellen des
Symboles rückt, erhält man drei verschiedene Ebenen oder viel
mehr (da das Symbol immer den Inbegriff aller Flächen darstellt,
deren absolut genommene Coefficienten a, b, C in jenes eingehen)
drei verschiedene Octaeder. Da nun aber in unserem Falle die
drei Coordinaten- oder Krystall-Axen offenbar in ganz gleicher
Beziehung zu dem Krystalle stehen, oder, wie man dies ausdrückt,
gleichwerthig sind (es folgt dies aus dem Grund-Verhältnis
1 : 1 : 1), so müssen es die drei Octaeder von einer der erwähn
ten Gruppen ebenfalls sein. Daher treten denn auch ihre Flächen
im Allgemeinen zusammen auf und zeigen einen gleichen Grad
der Ausbildung; aus demselben Grunde betrachten wir den Com-
plex von dreien solchen Octaedern als eine Krystallform. Die
Fig. 112.