Zweite Abtheilung. Sechstes Capitei. Das tetragonale u. hexagonale System. 257
17
6. Das tetragonale und hexagonale System.
Fortpflanzung des Lichtes.
Wir haben die Bemerkung gemacht, dass die tetragonalen
und hexagonalen Gestalten durch einen morphologischen Charak
terzug einander nahe gerückt sind; wir verstehen hierunter den
Besitz einer Haupt - Richtung. Diese Lichtung, welche in dem
tetragonalen Systeme mit der ausgezeichneten Krystallaxe, in
dem hexagonalen mit der. Mittellinie aller drei Axen zusammen-
menfällt, zeichnet sich dadurch aus, dass durch sie eine Anzahl
von Ebenen gelegt werden kann, die, in Bedeutung von gleichem
Werthe, jede Kry stallform in je zwei symmetrische Hälften theilen.
Im tetragonalen Systeme giebt cs dieser Ebenen vier: ein
Paar geht durch die beiden Nebenaxen; die Ebenen des zweiten
Paares nehmen die Mittellinien der letzteren auf. Die hexago
nalen Gestalten können durch drei Ebenen symmetrisch getheilt
werden, durch die Ebenen nämlich, die sich durch die Haupt-
axe und je eine Krystallaxe legen lassen. Diese Verhältnisse
schreiben nun ohne Weiteres schon dem Ellipsoïde E, welches
uns zur Darstellung der Lichtgesetze dient, Gestalt und Lage
vor. Denn auch für diese Fläche müssen noth wendig die er
wähnten Ebenen in dem einen und anderen Systeme Ebenen der
Symmetrie von gleicher Bedeutung sein. Und dies ist offenbar
nur dann möglich, wenn die Fläche E in ein Rotations - Ellipsoïd
übergeht, und dessen Umdrehungs-Axe mit der krystallographi-
schen Hauptaxe parallel wird. So verschwände denn zwischen
den tetragonalen und hexagonalen Krystallen in optischer Hin
sicht jeder Unterschied, wenn anders es gestattet ist, auch auf
die letzterwähnten die Gesetze eines tessularisch gebauten Aethers
auszddehnen; dies scheint, dem Erfolge nach zu schliessen, wirk
lich der Fall zu sein.
In Bezug auf ein rechtwinkliges Coordinateli-System, des
sen £ - Axe mit der Hauptaxe eines tetragonalen oder hexagonalen
Krystalles zusammenfällt, wird die Gleichung des Ellipsoïdes E
diese Gestalt annehmen:
O 2 + <r> o* + ■ « ! = a