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Die Forschungen über den Atombau.
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Elektronen haben. Wenn 1 ) man die Gültigkeit des einfachen Kraftgesetzes Ee/r 2
annimmt, ist es rätselhaft, wie ein Atom, das nach dem Muster des Bohrschen
aus Elektronenringen aufgebaut ist, solange es nicht strahlt, stabil sein kann.
Die Ringe müßten ineinander stürzen. Wie die Messungen mit Laueschen Inter
ferenzen an Kristallgittern zeigen, haben wir sehr stabile Verhältnisse (Born 1918).
Es ist aus Gitterkonstanten und Mol-Vol. ein bestimmter Atomabstand a zu be
rechnen. Dabei ist die Verteilung der Ringe im NaCl folgende: Der negative Ring
des Na berührt schon fast den des CI. Die übrigen Na-Ringe haben von dem Cl-Kern,
und die Cl-Ringe von dem Na-Kern größeren Abstand. Es ist also die Abstoßung
zwischen den negativen Ringen von CI und Na durch die Anziehung zwischen
den Kernen und Ringen überwunden. Das setzt ein Kraftgesetz von der Form
e 2 /r 2 '—a 2 e 2 /r 4 voraus. Es herrscht Gleichgewicht, wenn r = a, d. h. gleich dem
Atomabstand ist. a ist etwa 3—4mal so groß wie der Radius der verschiedenen
Atome. Aus der Größe von a ist auch die Arbeit zu berechnen, die die beiden
Atome zu ihrer Annäherung verbrauchen. Diese erweist sich gleich mit der
Wärmeentwicklung für: Na + + CI“ = NaCl. J. J. Thomson (1918, vgl. 129.)
hat das Kraftgesetz in der Form ee^/r- — C/r 3 angesetzt. Aus dieser Form folgt,
daß eine größere Anzahl von positiven Ladungen, wie sie im Kern vorhanden sind,
im Gleichgewicht mit einer kleinen Zahl negativer Ladungen sein können (z. B.
150+ mit 20—). Bei mehrwertigen Valenzringen wird die Abstoßung verhältnis
mäßig kleiner sein als bei einwertigen. Das Atomvolumen wird daher bei den
mehrwertigen auch kleiner sein. Bildet sich durch Hinzutritt von Elektronen
ein neuer Ring, so wird die Kernladung stärker abgeschirmt; die elektrische Kraft,
die die Ringe zusammenhält, wird geringer, das Atomvolumen wächst. Solche
Übergänge beobachtet man zwischen den Edelgasen und den Alkalimetallen.
Aus dem abgeänderten Coulombschen Gesetz ergibt sich für den Abstand d der
Elektronen des Heliums vom Kern 7 / 4 e 2 //z 2 . Aus der spezifischen Induktion
des Gases, die ein Maß für die Arbeit ist, die erforderlich ist, um eine +-Ladung
dem Atom bis auf den Atomabstand zu nähern, läßt sich d zu l/3-10“ 8 cm be
rechnen. Sobald man d kennt, ist es möglich, auch die Energie zu berechnen, welche
nötig ist, um ein Elektron vom He-Atom loszulösen, also das Ionisationspotential
(siehe 42., 124.). Es ergibt sich ein Wert von 24 Volt statt 20 Volt; ferner für das
H-Atom 11 Volt. Während das H-Atom bei Annahme des Bohrschen Modells,
solange das Coulombsche Gesetz gilt, nicht stabil ist, gelangt man durch die ver
besserte Form des Gesetzes zu einer stabilen Verteilung. Die 4 Ladungen im H-
Atom bilden einen Rhombus mit einem Winkel von 60°.
In sehr einfacher Weise hat Sommerfeld (Atombau, S. 98) eine Beziehung
zwischen der Größe der Elektronenbahnen und dem Atomvolumen (AV.) her
gestellt. Wir wiesen oben darauf hin, daß nach Bohr die Radien der Elektronen
bahnen sich umgekehrt, wie die Kernladungen Z verhalten. Für die verschiedenen
Bahnen ist Z keine Konstante, nur für die innerste Bahn ist Z = der Ordnungszahl;
für die weiter außen gelegeneren wird Z immer kleiner, da die inneren Elektronen
ringe die Kernladung abschirmen. An der äußersten Bahn wirkt als Ladung Z
nur noch die Wertigkeit des Atoms. Aber mehrere Wertigkeitselektronen schwächen
sich auch noch gegenseitig und diese Schwächung berechnet sich sehr einfach
aus den Abschirmgliedern (S. 278). Für die Alkalien ist das wahre Z in der
äußersten Bahn = 1; für die Erdalkalien =2 — s 2 = 1,75 usw.; für 8wertige
Elemente wird Z =8—s 8 . Die Z-Werte sind daher der Reihe nach = 1; 1,75;
2,42; 3,04; 3,6; 4,2; 4,7; 5,2 zu setzen. Diesen Größen sollen die AV. umgekehrt
proportional sein. Setzt man das AV. für ein Alkalimetall =1, so soll das AV.
des im System folgenden Erdalkalimetalls 1 / h75 oder 0,57, für das nächste drei
wertige Element V 2t42 oder 0,41, für das nächste vierwertige Element 1 / 3j04 oder
0,33 betragen. Beobachtet sind folgende relative AV.-Werte:
für Mg 0,57 — Ca 0,57 — Sr 0,61 — Ba 0,51
„ Al 0,42 — Y 0,42 — La 0,32
,, Si 0,51—Ti 0,23— Zr 0,25 —Ce 0,29
Ü Man kommt nach Born (siehe 135.) mit dem Coulombschen Gesetz aus;
auch die Rutherfordsche bewährte Grundformel (siehe 117.) beruht auf ihm.