Full text: Lehrbuch der Experimental-Physik oder Erfahrungs-Naturlehre (Zweiter Band)

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der Schwingungsbewegungen. 
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man die mittheilende Scheibe nach verschiedenen Puncten des Hori 
zonts, indem man sie immer vertical hält, so erfolgt eine entsprechende 
Drehung in der Richtung der Bewegungen der Membran, und eben 
so dreht sich auch die Klangfigur, obwohl ihre Gestalt an sich die 
nämliche bleibt, wenigstens wenn, wie unsre Voraussetzung war, die 
Membran kreisförmig ist, und der Ton sich nicht ändert. So wie 
man aber die mittheilende Scheibe etwas gegen die Oberfläche der 
Membran neigt, ändert sich auch deren Schwingungsart ab, und 
wird endlich ganz normal auf ihre Oberfläche, sobald die mittheilende 
Scheibe ihr parallel geworden ist. Jedes in die Nähe der Membran 
gebrachte Hinderniß, ein geneigtes Blatt Papier z. B., reicht hin, 
eine Abänderung in der Klangfigur hervorzubringen, indem es den 
freien Lauf der Luftwellen modificirt. Aus diesen Erscheinungen erhellt 
somit aufs Deutlichste, daß die Luft, indem sie die Membran in 
Schwingung versetzt, ihr dieselbe nach der nämlichen Richtung er 
theilt, nach der ihr die eigene Bewegung eingepflanzt wurde, und 
welcher ihre Wellen folgen, so daß auch hier die Mittheilung der 
Bewegung ganz auf die nämliche Art, als zwischen festen Körpern 
Statt hat. Auch ließ sich dies schon voraussehen; denn da die Mit 
theilung successiv zwischen Theilchen geschieht, die, in welchem Körper 
man sie auch betrachten mag, jedenfalls von einander abgesondert 
sind, so muß die Richtung der mitgetheilten Bewegungen unabhängig 
von der größer» oder geringern Annäherung der Theilchen seyn, und 
sich mithin in allen Naturkörpern gleich verhalten. 
Anstatt durch feste Scheiben die Schwingungsbewegungen den 
Membranen mitzutheilen, braucht man diese auch nur neben die freie 
Mündung einer an beiden Enden offenemOrgelpfeife zu stellen. Die 
in der Luft um diese Mündung entstehenden Wellenbewegungen brin 
gen in der so gestellten Membran eine sehr energische tangentiale 
Schwingung hervor, und die Klangsigur dreht sich auf der Mem 
bran je nach den verschiedenen Stellungen, die man dieser um die 
Pfeife giebt. 
Man kann von den beschriebenen Erscheinungen eine vortheilhafte 
Anwendung zur Verstärkung der Wirkung von Orchestern in Schau 
spielhäusern machen; eine Umsicht, die nach I. I. Rousteau's Be 
richt in den italiänischen Theatern nicht vernachlässigt wird. Der Ort 
für die Musiker ist hier gewissermaßen selbst ein großes Instrument. 
Der Fußboden steht durch die kleinstmögliche Zahl von Puncten mit 
der festen Masse des Gebäudes, die zu schwer in Schwingung zu 
versetzen seyn würde, in Verbindung, berührt dieselbe vielmehr blos 
durch eine Art leichter Leisten, auf denen er in der Luft schwebend 
erhalten wird. Unter diesem Fußboden befindet sich ein hohles Ge 
wölbe von ihm gleicher horizontaler Ausdehnung, welches stets leer 
bleibt. Die darin enthaltene Luft wird durch die Instrumente des 
Orchesters in Schwingung versetzt und giebt ihre Töne, wie ein gro 
ßes Sprachrohr, verstärkt und vervielfältigt zurück. Da die Puncte, 
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