152 Elektrische Anziehungen
aus welche sich die Einrichtung derselben gründet. Für jetzt reicht
ein Apparat, wie er eben von uns beschrieben worden ist, schon
hin, die angeführten Grunderscheinungen vollkommen zum Augen
schein zu bringen.
Wir schweben in völligem Dunkel darüber, welches die Be
schaffenheit der Grundursache sey, von der alle jene Erscheinungen
abhangen, auf welche Weise sie in den Körpern vorhanden seyn,
und wie ihre Wirksamkeit durch Reibung hervorgelockt werden könne.
Indeß hindert uns diese Ungewißheit nicht, jene Grundursache der
Kürze halber ein für allemal mit dem Namen Elektricität zu
bezeichnen; eben wie wir auch die unbekannte Grundursache der
Ausdehnungserscheinungen, welche Körper erfahren, die dem Feuer
ausgesetzt werden, Wärme nannten.
Alle glasartigen und harzartigen Körper bringen jene Er
scheinungen in starkerm oder schwächer« Grade hervor. Auch sei
dene Stoffe eignen sich dazu; allein vergebens sucht man sie an
Metallen zum Vorschein zu bringen. Faßt man eine Metallröhre
mit einer Hand, reibt sie mit der andern mit einem Katzenfelle
oder einem Stück Wollenzeug, so wird sich keine Spur einer Licht
erscheinung zeigen, unser Körper wird keine Empfindung dadurch
erhalten, es werden keine leichten Körper davon angezogen werden.
Faßt man aber die Metallröhre nicht unmittelbar mit der
Hand, sondern an einem recht trocknen Handgriff aus Harz oder
Glas, den man daran befestigt hat, und reibt sie nun wie zuvor,
ohne sie anderweitig als mit dem Reibzeug zu berühren, so wird
sie sämmtliche elektrische Eigenschaften annehmen. Das Nämliche
wird geschehen, wenn man sie an seidnen Schnuren aufhangt und
* nun mit einem Katzenfell schlagt, oder wenn man die Hand,
die sie faßt, mit mehrfach zusammengelegtem Seidenzeuge um
wickelt. Diese Eigenschaften werden aber nur so lange bleiben,
als die Metallröhre ganz außer aller Gemeinschaft mit andern
Körpern bleibt; dagegen auf der Stelle verschwinden, so wie man
die Röhre mit dem Finger oder mit einem andern Stück Metall
berührt.
Diese Versuche geben deutlich zu erkennen, daß, wenn das
Metall Anfangs keine elektrischen Eigenschaften zeigte, der Grund
davon nicht in einer Unempfanglichkeit desselben dafür lag, sondern
nur in einer Unfähigkeit, sie festzuhalten. Denn, wenn sie schon
im Metall hervorgetreten waren, vermochte man sie ihm durch Be
rührung mit dem Finger oder einem andern Stück Metall zu ent
ziehen; und so mußte sich denn auch, wenn man es mit der Hand
beim Reiben hielt, die Elektricität in dem Maße, als sie darin erregt
ward, sogleich wieder daraus verlieren; kein Wunder also, wenn
sie sich durch keine Wirkung darin zu erkennen gab. Dagegen
ward sic bemerklich, wenn man das Metall durch Glas, Seide
oder Harz in der Luft schwebend erhielt; ein Beweis, daß diese