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lind Fortpflanzung des Schalles.
weßhalb man denn auch beobachtet, daß, wenn der Schall sich in
einem freien Raume fortpflanzt, wo er an kein Hinderniß trifft,
das ihn zurückzuwerfen vermöchte, er im Ohr nur einen, längere
oder kürzere Zeir dauernden, merklichen Eindruck zurücklaßt, dann
aber verhallt und nicht wiederkehrt.
Unsere bisherigen Erörterungen bezogen sich auf den Fall, wo
sich der Schall in einer homogenen und ins Unbestimmte ausge
dehnten Luftmasse fortpflanzt. Denken wir uns jetzt dieselbe durch
eine Oberflache von unveränderlicher Lage begranzt; dann können
die Lufttheilchen, welche unmittelbar an dieser Oberflache anliegen,
sich nicht davon trennen; weil in diesem Fall ein leerer Raum an
derselben entstehen würde, und die Lufttheilchen nach einer augen
blicklichen Entfernung sogleich wieder dahin zurückkehren müßten.
Sie können demnach nur in der Richtung der Berührungsebene an
ihr hingleiten. Bis übrigens die Schallwelle an die feste Oberflache
gelangt ist, muß sie sich wie in der freien Luft fortpflanzen, weil
während dieses ganzen Verlaufs die Dichtigkeit der Luft dieselbe
bleibt, als wenn das Hinderniß nicht vorhanden wäre. Durch Auf
nahme dieser Bedingungen in die analytischen Formeln findet man,
sofern ihnen Genüge geschehen kann, die Art, wie die Schallwelle
sich fortsetzen muß. Es ergiebt sich daraus, daß der Schall beim
Antreffen an eine Oberfläche wie das Licht zurückgeworfen werden
muß, so daß sein Zurückwerfungswinkel dem Einfallswinkel gleich
ist; und, unter der Annahme, daß die directe Schallwelle von einem
einzigen erschütterten Puncte ausgeht, werden der Verlauf und die
Intensität der zurückgeworfenen sich auch eben so verhalten, als
Denkt man sich nun aber 6, e zwar auch verdichtet, legt ihnen aber zugleich
(wie der Fall einer fortschreitenden verdichtenden Welle ist) eine Bewegung nach
einer »nd derselben Richtung bei, die ebenso groß ist als diejenige, welche die durch
die Verdichtung erhöhte Erpansivkraft den Thcilchen nach c und f einzupflanzen
strebt, so leuchtet ein, daß e, von zwei gleichen Kräften nach entgegengesetzter Rich
tung^ getrieben, ruhen, d dagegen sich mit einer doppelten Kraft, der seiner ur
sprünglichen Geschwindigkeit nämlich und der durch seine zu große Dichtigkeit ver
anlaßten nach c bewegen und so eine Fortsehrcitung der Verdichtung nach dieser
Richtung veranlassen muß. Nun nähert sich ödem d so lange, bis es ihm soviel
von seiner Geschwindigkeit mitgetheilt hat, daß die Geschwindigkeit von c und d
gleich groß ist, und zwar halb so groß als die, welche d vorher Allein besaß. Mit
dem Drucke, den d aus c hiebei ausübt, ist in gleichem Maße das von der Dich
tigkeit zwischen d und c abhängende Bestreben in d und' c, sich von einander zu
entfernen , größer geworden, welches Bestreben (vermöge der Eigenschaft der Elasti
cität) gleich groß als die bewegende Kraft in« und d ist. Es tritt folglich derselbe
Fall, als Anfangs bei d und e ein; d muß folglich ruhen, und c wird sich mit
der Geschwindigkeit, die ihm von d mitgetheilt wurde und mit der, die ihm das
Bestreben, sich von d wegen der stattfindenden Verdichtung zu cntscrncn, mittheilt,
d. h. mit der nämlichen Geschwindigkeit (und nach derselben Richtung) fortbewe
gen , mit der sich im vorhergehenden Zeitraum d nach c zu bewegte. — (Webers
Wcllcnlehre S. 483). Diese Erklärung, welche eine, i» einer Röhre befindliche
Luftsäule betrifft, läßt sich leicht aus den Fall einer freieic Luftmasse ausdehnen.