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Unipolare Leiter.
Eigenschaft entdeckt, zufolge deren der Ucbergang von den metalli
schen Pole» der Säule zu diesen Körpern für die eine Art El. er
schwerter scheint, als für die andre, so daß sie unter gewissen Um
standen für die eine Art der El. isolirend wirken, während sie die
andre Art der El. abzuleiten vermögen *. Nach der Eigenschaft,
vorzugsweis die positive oder negative El. abzuleiten, theilt Erman
diese Art Leiter in positiv-unipolare Leiter, wohin die Flam
men aller sehr wasserstoffreichcn Körper, z. B. des Alkohols, der
fetten und ath. Oele, des Wachses, Kamphers, der Harze u. s. w.
und des Wasserstoffgases selbst gehören; und in negativ unipo
lare Leiter, wohin der ganz trockne Eiweisstoff, die ganz trockne
alkalische Seife, die Flamme des Phosphors gehören. Wir wollen
zuerst die Thatsachen selbst sprechen lassen, alsdann die Erörterun
gen, die etwa daran geknüpft werden können, hinzufügen.
Erman isolirt eine Säule, welche mit einer gut leitenden
Flüssigkeit geschichtet ist, und aus so viel Plattenpaaren besteht, daß
sie auch ohne Anwendung des Condensators an ihren Polen im
ungcschlossenen Zustande elektroskopische Erscheinungen zeigt **, und
bringt jeden ihrer Pole mit einem sehr empfindlichen Goldblattelek-
troskop in Verbindung, wo dann jedes Elektroskop den Grad der
Divergenz annimmt, der durch die Anzahl der Plattenpaare bedingt
wird, und wobei der el. Nullpunct sich in der Mitte des Apparats
befindet.
Darauf nimmt er ein prismatisches Stück recht tro ckner
alkalischer Seife und steckt in eins seiner Enden einen Metalldraht,
der mit dem Boden in Verbindung steht. Berührt er nun mit
dem andern Ende einen von beiden Polen der Säule, so wird die
ser sogleich entladen; die Divergenz des daselbst befindlichen Elektro-
skops wird null; dagegen nimmt die Divergenz des Elektroskops am
andern Pole zu. Alles zeigt sich so, als wenn der, vom Seifen
prisma berührte, Pol mit dem Boden in leitender Verbindung ge
standen hätte, und der Erfolg ist hier für einen Pol der nämliche,
als für den andern.
Während nun die Säule noch isolirt bleibt, und die Divergenz
der Elektrometer sich wiederhergestellt hat, schließe man den Kreis
figliachi und B ru gnate lli in Gehlen I. VIII. 319. — Pohl in s.
Prozeß der galv. Kette. 23V. — Pfaff in Kastn. Arch. XL 394. — Biot
in Lullet. des scieuces. 1816. 103. — Becquerel in Pogg. Sinn. XI. 439.
* Die Umstände der Versuche selbst werden in der That lehren, daß das
Phänomen der unipolaren Leiter nicht so wohl, wie man in der Regel anzuneh
men scheint, in einem ungleichen Widerstande beim Durchgang der Elektricität
durch dieselben, sondern vielmehr beim Uebcrgang der El. zu ihnen von den
metallischen Polen beruhe.
** Man kann sich, wenn man den Condensator anwendet, auch klei
nerer Säulen zu diesen Versuchen bedienen, wie Co »figliachi und Brüg na,
telli gelehrt, die nur 12 Plattenpaare anwendeten.
*** Schon eine geringe Feuchtigkeit hindert den Erfolg dieser Versuche.