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Thermoelektrische Ketten.
gleicher Zeit eine größere Menge El. entwickelt. Durch Erfahrung
ist die jetzt über diesen Punct noch nichts ausgemittelt; daher wir
auch diese Ansicht nur als einen möglichen Ausgleichungsweg anführen.
Jedenfalls scheint es uns vorzuziehen, in Bezug auf die Möglichkeit
einer solchen Zurückführung die thermoelektrischen Etröme für wesent
lich gleichartiger Natur mit den hydroelektrischen zu halten, als beson
ders geartete Ströme darin anzunehmen, um so mehr, da wir fin
den werden, daß sich alle Erscheinungen der erstern nach gleichen
Gesetzen mit letztern richten, unter der Voraussetzung, daß der die
Strömung hervorrufende Ueberschuß elektromotorischer Kraft an der
einen Berührungsstelle über die an der andern im Allgemeinen nur
sehr gering ist. In der That dürfte diese Abhängigkeit von ganz
gleichen Gesetzen, das sicherste Kriterium der Identität jener beiden
Arten Strömung seyn.
Wenden wir uns nach diesen Vorerinnerungen zu den Erfah
rungen selbst. Eine einfache Art, den Seebeck'schen Fundamental
versuch zu wiederholen, ist folgende:
Man löthe eine Wismuthstange aWb (Taf. VIII. Fig\ 22)
mit einem gebogenen Streifen starken Kupferblechs aKKb zusam
men ; hiedurch erhalt man eine Kette, welche schon durch die Warme
der Hand oder der Fingerspitzen, womit man eine der gelötheten
Stellen, a oder b, berührt, eine solche Kraft erhält, daß eine, zwi
schen K. und W gebrachte Magnetnadel zu einer Abweichung von
10° bis 15° gebracht wird. Diese Abweichungen steigen bis 50°,
60° ja 70°, wenn man einige Augenblicke lang die Wärme der
Flamme einer Spirituslampe auf eine der gelötheten Stellen wirken
läßt, und je nach dem dies bei a oder b geschieht, wird die Magnet
nadel östliche oder westliche Ablenkung zeigen. Eben so kann man
dergleichen Ablenkungen hervorbringen, wenn man die eine der Löth-
stellen mit Eis belegt, während man die andre auf gewöhnlicher
Temperatur läßt; die größte Wirksamkeit aber wird die Kette dann
erlangen, wenn man die eine Löthstelle erhitzt, während man zugleich
die andre erkältet.
In allen diesen Fällen wird die Ablenkung der Magnetnadel
nach der Richtung vor sich gehn, als wenn die Elektricitätserregung
am kältern Berührungspuncte überwöge, oder von hier aus die Ent
wickelung der El. vor sich gienge, ein Resultat, das sich jedoch nicht
für alle andre Metalle bestätigt, da bei mchrern andern, wenn sie
combinirt werden, vielmehr die Strömung von der erwärmten Stelle
ausgeht, wie wir weiterhin sehen werden.
Daß in der That nicht die Warme an sich, sondern nur
die Temperaturdifferenz der beiden Berührungsstellen lirsach der
Strömung sey, läßt sich leicht dadurch nachweisen, daß, wenn man
die eine Berührungsstelle erwärmt und die dadurch hervorgebrachte
Ablenkung der Nadel beobachtet hat, und inan erwärmt nun auch
die andre Berührungsstelle, die Ablenkung sich mindern, bei gleich