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Maß der Stärke des Stroms.
wenn man einen Multiplicator so gleichförmig aufwinden könnte,
daß seine Windungen alle in Einer Horizoutalebene lagen, so würde
sich die zweite der hier angegebenen Verfahrungsarten anwenden
lassen, wo der Einfluß der Entfernung auf die Resultate ver
schwindet. Allein einerseits ist eine vollkommene Horizontalitat der
Windungen wegen der federnden Eigenschaft des Drahts kaum zu
erreichen; indem sie immer eine gewisse Convexitat annehmen; ande
rerseits müßte man die Windungen in sehr großer Breite aufwinden,
so daß die Länge, die man vermöge dessen dem Draht zu geben
hätte, die Wirkung des Multiplicators für viele Fälle zu sehr schwä
chen würde. In der That haben eigne Versuche, den Multiplica
tor auf diese Weise zum Meßinstrument tauglich zu machen, mir
keinen günstigen Erfolg gegeben.
Einen sinnreichen, aber indirecten Weg, die Ablenkungen des
Multiplicators zur Messung zu benutzen, hat Becquerel an
gegeben
Man nehme einen Multiplicator mit mehrern, z. B. drei parallel
neben einander aufgewickelten, ganz gleichen Drähten (vergl. S. 83),
so daß sie in so gut als gleichem Abstand auf die Magnetnadel
wirken. Durch jeden dieser Drähte leite man einen thermoelektri
schen Strom, der den beiden andern an Stärke genau gleich ist
anfangs aber nur durch einen Draht allein, dann durch zwei der
selben zugleich, dann durch alle drei. Es leuchtet ein, daß die
Kräfte, die in diesem Fall auf die Magnetnadel wirken, sich wie die
Zahl der in Thätigkeit gesetzten Drähte verhalten, und beobachtet
man, welche Ablenkungen diesen drei successiven Versuchen entspre
chen, so wird man dadurch für drei Grade der Eintheilung das
Verhältniß der entsprechenden Kräfte auch in jedem andern Falle
kennen. Gesetzt z. B», es sey eine Ablenkung =l°,5 durch einen
* Pogg. Anii. VI. 343.
** Dies erreicht Becquerel folgendermaßen: Er lochet die Enden jedes
kupfernen Multiplicatordrahts an die Enden eines Eisendrahts und hält von den
Löthungen die eine beständig in der Temp. des schmelzenden Eises, während er
die andere bis zu einem gewissen Grade erwärmt. Dazu steckt man diesen Theil
des Bogens in eine unten geschlossene Glasröhre und taucht dieselbe in ein Qucck-
silberbad, das man mit der Weingcistflamme erwärmt und dessen Temperatur
durch ein Thermometer gemessen wird. Damit die erhitzte Löthung genau die
Temp. habe, welche das Thermometer anzeigt, muß man die Glasröhren wo
möglich von gleichem Umfang nehmen, als das Thermometer, die Temp. ein
wenig über den Punct erhöhen, bei dem man beobachten will, und nun die Lampe
schnell auslöschen. Dann bleibt die Temp. eine Zeit lang unverändert und man
ist gewiß, daß sie an der Löthung und am Thcrmomctcr dieselbe ist. Auch ver
dient aus diesem Grunde ein Quecksilberbad den Vorzug vor einem Oclbade, da
ersteres die Wärme besser als letzteres leitet. Eben so ist cs nöthig, daß sich die
Drähte nur am Orte der Löthung berühren, und deßhalb muß man sie mit Seide
übersponnen gebrauchen. Ohne diese Vorsichtsmaßregeln erhält man keine vergleich
baren Resultate.