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Maß der Stärke des Stroms.
mäßig, den Anfang der Zahlung nicht mit dem Ende oder Anfange
einer Oscillation zu beginnen, weil hier die Schwingung, indem sie
aus einer Richtung in die entgegengesetzte übergeht, gleichsam eine
kleine Zeit stationär bleibt, so daß man den Augenblick, wo die
Schwingung eigentlich beginnt oder aufhört, nicht mit vollkommener
Präcision zu bestimmen weiß. Vielmehr muß man von der Mitte
einer Oscillation zu zahlen anfangen, wo die Bewegung der Nadel
am stärksten ist. Man bindet zu diesem Zweck einen feinen Seiden-
faden uin den Multiplicator, so daß sich die obere Nadel in ihrem
Ruhezustände mit der Spitze gerade über diesem Faden befindet^, und
beginnt nun mit Null die Zählung von dem Augenblicke an, wo die
Nadel in der Mitte einer Oscillation über diesen Faden hinweggeht
und beendigt sie mit der Zahl, welche man in dem Augenblick er
hält, wo die Nadel nach einer paaren Anzahl von Oscillationen
wieder zum Faden zurückgekehrt ist. Auf solche Weise kann aller
Irrthum, welcher begangen wird, nur darauf beruhen, daß, wenn
die Nadel nicht gerade mit dem Anfange oder Ende eines Zeittheils
am Faden anlangt, man den Bruch des Zeittheils durch ungefähre
Schätzung zu bestimmen suchen muß.
Man muß sich ferner überzeugen, daß das Gestelle, auf wel
chem der Multiplicatordraht aufgewunden rst, wenn es von Metall
ist, nicht etwa selbst magnetische Stellen hat, d. h. solche, welche An
ziehung oder Abstoßung auf eine Magnetnadel äußern. Namentlich
das gehämmerte Messing scheint, vielleicht wegen Eisengehalts, die
sem Uebelstande ausgesetzt, und ich selbst habe die Erfahrung hievon
gemacht. Ein solches Gestell ist ganz zu verwerfen, und man muß
sich daher lieber zu diesen Versuchen eines Gestells von Holz oder
von einem andern Metall bedienen.
Man findet ferner öfters, daß die Magnetnadel, wenn man
sie, nachdem man einen starken Strom darauf hat einwirken lasten,
wieder unter dem bloßen Einfiuß der Erdkraft oscilliren läßt, nicht
mehr dieselbe Anzahl Zeittheile zu einer bestimmten Zahl Oscil
lationen braucht, als vorher. Zwei Ursachen können hieran Schuld
haben. Einmal kann der Strom selbst verändernd auf den Magne
tismus der Nadel wirken, da, wie wir in der Lehre vom Elektro
magnetismus erfahren werden, selbst unmagnetischer Stahl durch
vorbeigehende elektrische Ströme Magnetismus erhalten kann. Nun
hängt die Schnelligkeit der Oscillationen, die eine Nadel vollbringt,
nicht allein von der Kraft, die sie in ihre Gleichgewichtslage zurück
zuführen strebt, sondern auch von der Kraft ihres eigenen Magne
tismus ab (ist dem Product aus beiden proportional), und bei jeder
Veränderung dieser Kraft muß sich daher auch die Schnelligkeit ihrer
* Man kann auch statt dos Fadens hiezu eine auf einer Kreiseintheilung
verzeichnete Linie wählen. Allein die Scheibe der Einthcilung hindert, die Nadel
beliebig aus dem Multiplicator herauszunehmen, was öfters von Nutzen seyn kaun.