Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

welche die Kraft des Stroms bestimmen. 175 
auf das Doppelte steigen muffen, wie man leicht an folgendem Bei 
spiele übersehen wird. 
Gesetzt der Leitungswiderstand der metallischen Theile in der 
Kette verhalte sich zum Leitungswiderstande in der Flüssigkeit * wie 
1 : 100 **, so wird, wenn wir die elektromotorische Kraft der Kette 
— 1 setzen, die Kraft des Stroms proportional seyn der Zahl 
1 
proportional nämlich der elektromotorischen Kraft, dividirt 
durch den Gesammtleitungswiderstand. Verdoppeln wir nun das 
Leitungsvermögen in der Flüssigkeit entweder durch Vergrößerung 
ihres Querschnitts mittelst Vergrößerung der erregenden Oberfläche 
oder durch Hinzufügung von Säuren oder Salzen, so wird hiedurch 
ihr Widerstand 100 auf 50 reducirt, während der Widerstand 1 der 
metallischen Theile derselbe bleibt, mithin ist die Kraft des Stroms 
1 1 
j jetzt — —, welches fast die Hälfte von ist. Verhielte sich 
j aber umgekehrt der Widerstand in der Flüssigkeit zum Widerstände 
der festen Theile der Kette wie 1 :100, so würde man durch Ver- 
! doppelung ihres Leitungsvermögens blos den Theil 1 auf die Hälfte 
j herabbringen, während 100 unverändert bliebe, und die Kraft würde 
1 1 
, jetzt seyn welches nur sehr wenig größer als —ist; ja wie 
groß man auch die erregende Oberfläche und wie stark man die Lei 
tungsflüssigkeit nehmen wolle, die Größe der möglicherweise hiedurch 
1 
zu erreichenden Wirkung würde nicht über — — steigen können, bis 
dahin nämlich, wo der Leitungswiderstand in der Flüssigkeit verschwin 
det. Wir werden später Versuche anführen, welche dem hier Ge- 
! sagten zum speciellen Belege dienen. 
Im Allgemeinen sieht man, daß die Anwendung der einfachen 
j Kette oder weniger Plattenpaare von großer Oberfläche und mit 
j guter Leitungsflüssigkeit gerade unter den entgegengesetzten Umständen, 
von Vortheil seyn muß, als die Anwendung kleinerer aber vieler 
j Plattenpaare mit mäßig starker Leitungsflüssigkeit; jene nämlich, 
! wenn der Strom auf gute, diese, wenn er auf schlechte Zwischen- 
] leitec wirken soll. 
Hierin nun ist der Schlüssel zu vielen Verhältnissen der galva- 
z nischen Kette gefunden, über die man sich früher sehr unbestimmte 
* Der Grund, warum ich Widerstand in der Flüssigkeit, statt Widerstand 
der Flüssigkeit sage, wird nachher angegeben werden. 
** Wir werden später die Mittel zur Messung des Lcitungswiderstandes der 
verschiedenen Theile angeben. Hier genügt es, irgend ein Verhältniß als Beispiel 
zu Grunde zu legen. Ucbrigens muß man sich sowohl den Lcitungswidcrstand als 
die elektromotorische Kraft auf eine willkührlich gewählte Einheit ihrer Art bezo 
gen denken.
	        
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