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Zertheilung des Stroms in der Kette.
durch andere Drahte von verschiedener Lange, Dicke und Materie
bewerkstelligt. Man wird finden, daß, wenn diese Verbindung durch
einen ganz kurzen dicken Draht geschieht, der Multiplicator merklich
gar keine Wirkung mehr anzeigt; denn da das Leitungsvermögen der
Drahte im umgekehrten Verhältniß ihrer Lange steht, so wird in
diesem Fall das Verhältniß der Elektricität, die durch den langen
Multiplicatordraht lauft, sehr klein werden in Verhältniß zu der,
die durch den kurzen Verbindungsdraht läuft« Ze länger dagegen
der zweite schließende Draht genommen wird, um so weniger wird
diese Schwächung betragen; und ist die Kette durch einen Meß
apparat, wie er S. 152 beschrieben worden, geschlossen, so wird
selbst schon ein verhältnißmäßig kurzer dünner Draht, wenn er par
allel hinzugeschlossen wird, nur eine sehr geringe Schwächung bewir
ken, weil in jenem Apparat der Multiplicatordraht durch einen ver
hältnißmäßig kurzen und breiten Metallbogen ersetzt ist.
Mit diesen Erörterungen hängen unstreitig die Bestimmungen
über die Art zusammen, wie sich der Strom in dem flüssigen Leiter
ausbreitet und vertheilt, wenn man z. B. zwei Erregerplatten einer
einfachen Kette in einem weiten mit Flüssigkeit angefüllten Troge in
verschiedene Verhältnisse zu einander setzt, oder wenn man die Polar
drähte einer Säule in eine Röhre oder ein Gefäß mit Flüssigkeit
leitet, so daß sich ihre Spitzen darin einander gegenüberstehen u. s. w.
So viel ist gewiß, daß sich in diesen Fällen die Elektricität nicht
blos geradlinig von einer Erregerplatte oder einem Draht zum andern
fortpflanzt, sondern sich mehr oder weniger ausbreitet, um in Bogen
zum andern Metall zu gelangen; daß aber doch die Intensität des
Stroms auf dem geradlinigen Wege am stärksten ist. Die nähern
Gesetze dieser Verbreitungsart sind jedoch ganz unbekannt, und es
steht in dieser Hinsicht sowohl für die Theorie als für Versuche noch
ein weites Feld zu bearbeiten offen.
Was über diesen Gegenstand bis jetzt an Erfahrungen vorhan
den ist, möchte ungefähr folgendes seyn:
Wenn man in das Wasser einer hölzernen oder gläsernen Wanne
von etwa 1 Fuß Länge und 2 oder 3 Zoll Breite die Drähte der
zwei Pole einer Säule hineinführt, so zeigt ein empfindlicher Multi
plicator, den man mit seinen, in ganz gleichförmige Platinstreifen
ausgehenden, Enden in die Flüssigkeit eintaucht, durch die Abweichung
der Magnetnadel eine Wirkung, die nur davon abhängen kann, daß
ein Theil des Stroms, anstatt in gerader Linie von einem Polardraht
zum andern durch die Flüssigkeit hindurchzugehen, durch den Multipli-
catordraht einen Abweg macht. Die Wirkung durch den Multiplicator
auf die Nadel ist am stärksten auf der beide Poldrähte verbindenden
geraden Linie und nimmt auf dieser Linie zu in dem Verhältnisse, in
* In Bezug hierauf sichen auch einige Erfahrungen von Ponillet in
Th. IV. S. 200.