258
Wirkungsgefehe der Säule.
anwachsen müsse. Die Folgerungen, die sich so ergeben, haben sich,
so weit überhaupt bis jetzt Erfahrungen darüber vorhanden sind,
durchaus mit denselben in Uebereinstimmung gezeigt.
Das fruchtbare Grundgesetz, aus dem wir alle bisherigen Be
stimmungen über die Kraft der galv. Kette abgeleitet haben, war
dieses, daß die Größe dieser Kraft im geraden Verhältniß der ge-
sammten elektroinotorischen Kraft, im umgekehrten des gesammten Lei
tungswiderstandes der Kette stehe.
Die nächste und unmittelbarste Folgerung hievon ist das dem
ersten Anscheine nach sehr paradoxe Ergebniß, daß, wenn man eine
Säule, deren Glieder alle gleich sind, nach dem S. 06 auseinander
gesetzten Schema durch sich selbst (nicht wie in allen gewöhnli
chen Fällen durch einen Zwischenleiter) schließt, es ganz gleichgültig
für die Wirkung derselben seyn muß, ob man viel oder wenig Plat
tenpaare zu ihr nimmt, so daß eine Säule von 1000 Plattenpaaren
nicht stärker wirken kann, als ein einziges Plattenpaar. In der
That nimnrt in diesem Falle der vom Strome jedes einzelnen Plat
tenpaars, und mithin vom Gesammtstrome zu durchlaufende Weg
ganz in demselben Verhältnisse zu, als die Zahl der Plattenpaare,
oder als die dieser Zahl entsprechend wachsende Summe elektromo
torischer Kraft; und folglich compensirt in diesem Fall die Schwä
chung durch den wachsenden Leitungswiderstand genau den Anwachs,
den die Zunahme der elektromotorischen Gesammtkraft hervorbringen
würde, was man kurz ausdrücken kann: da der Divisor und Divi
dend der Stromkraft in gleichen Verhältnissen wachsen, so muß die
Stromkraft selbst unter den angegebenen Umständen unverändert
bleiben.
Ein andres ist es dagegen, wenn in die Kette irgendwo ein
Zwischenleiter eingeschoben wird, oder was dasselbe ist, der Leitungs
widerstand eines Elements über den Widerstand der andern Elemente
sehr erhöht wird wenn man z« B. irgendwo in die Säule einen
langen metallischen Leiter, eine mit Wasser gefüllte Röhre oder den
menschlichen Körper einbringt, welches die gewöhnlichen Fälle sind,
unter denen man die Wirkung der galv. Säule beobachtet.
Zn diesem Falle wird mit der Anzahl der Elemente der Säule
nicht zugleich der Gesammtleitungswiderstand derselben in gleichem
Verhältniß vervielfältigt, und die elektromotorische Kraft wächst dann
in einem überwiegenden Verhältnisse.
Um dies durch ein Beispiel zu erläutern, wollen wir anneh
men, ein einfaches Plattenpaar werde durch einen Leiter geschlossen,
dessen Widerstand sich zu dem Widerstände, den die Theile des Plat
tenpaars selbst äußern, wie 100:1 verhält, dann läßt sich der
* In der That kann der Zwischenleiter, der irgendwo zwischen zwei Metalle
eingcschoben wird, als intcgrircnder Theil des von diese» Metallen gebildeten Ele«
mcnts angesehen werden.