Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

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Ladrmgöphänomene. 
Bei dieser Art von Versuchen zeigt sich nun aufs Deutlichste 
der Umstand, daß die Leiter um so geeigneter zur Annahme der 
Ladung sind, je naher sie dem negativen Ende der galv. Spannungs 
reihe stehen; denn Psaff fand, daß sie hinsichtlich der Stärke der 
Ladung, die sie unter gleichen Umständen annehmen, folgende Ord 
nung beobachteten: Graubraunfteinerz, Graphit, wohl 
ausgebrannte Kohle, Platin, Gold, Silber, Kupfer, 
Messing, Eisen, Zinn, Blei, Zink. Dieselbe Ordnung 
beobachteten sie auch in Rücksicht der Zeitdauer, während welcher 
sie die erlangte Ladung beibehielten, so daß also z. B. Zink diese 
Eigenschaft, die dasselbe an sich schon sehr schwach zeigte, fast augen 
blicklich wieder verlor, während Graphit und besonders Kohle, 
wenn sie nicht zu oft wieder geschlossen wurden, dieselbe viele 
Stunden beibehielten. 
Zn Bezug auf die oben angegebene Frage wäre nun sehr wich 
tig gewesen, zu untersuchen, ob in allen diesen Fällen der positive 
Polardraht eine gleich starke negative Ladung angenommen hätte als 
der negative Draht eine positive, eine Prüfung, die sich anstellen 
läßt, indem man jeden Draht besonders gegen einen gleichartigen 
aber frischen prüft. Leider ist diese Prüfung nicht vorgenommen 
worden. Ich selbst habe mich allerdings durch specielle Versuche 
einmal mit Platin - ein andermal mit Silberdrähten überzeugt, daß 
nicht allein der positive Polardraht negativer sondern auch der nega 
tive Polardraht positiver geworden war als ein gleichartiger frischer, 
und zwar, wie cs mir bei Anstellung dieser Versuche schien, in un 
gefähr gleichem Grade allein da mir damals noch kein sicheres 
Maß der Wirkungen zu Gebote stand, so gebe ich diese Gleichheit 
nicht für gewiß aus. 
Was die Erklärung der Ladungsphänomene betrifft, so ist man 
bis jetzt durchaus noch nicht darüber im Klaren. Dem ersten An 
blick nach scheint folgende Ansicht das Meiste für sich zu haben. 
Wir werden später, wenn ausführlicher die Rede von den che 
mischen Wirkungen der Kette seyn wird, durch unzweideutige Er 
fahrungen nachgewiesen sehen, daß die positiven Glieder der Kette 
Neigung erhalten, sich mit den negativen, die negativen Glieder 
der Kette Neigung, sich mit den positiven Bestandtheilen der 
Flüssigkeit, mit denen sie in Berührung sind, zu verbinden, ja, 
daß sie unter dem Einfluß der Kette eine größere Quantität die 
ser Bestandtheile aufzunehmen, und festzuhalten vermögen, als ohne 
dem, so daß man selbst manche Verbindungen der Metalle mit 
Wasserstoff und Sauerstoff nur auf diesem Wege hat darzustellen 
gewußt. Nun können diese überschüssigen Bestandtheile, namentlich 
der Wasserstoff, sehr wohl in den Metallen vorhanden seyn, ohne 
* Ein Versuch von de ta Rive scheint eben die» anzudeuten. 
Bivt's Experimental-Physik. III. 18
	        
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