Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

274 
Ladungsphänomene. 
eine sichtliche Veränderung ihrer Oberfläche hervorzubringen *, dage 
gen ihre bloße Gegenwart begreiflich das elektromotorische Verhält 
niß der Metalle bedeutend wird ändern können. Werden die so 
geladenen Metalle dein Einfluß der Kette entzogen, so müssen die 
Drähte oder Platten allmälig ihre überschüssigen Bestandtheile ver 
lieren oder sie der oxydirenden oder desoxydirenden Einwirkung der 
äußern Agentien Preis geben, und so würde sich das allmälige Ver 
schwinden der Ladung erklären« 
Man kann selbst in Bezug mit dieser Ansicht einige Erfahrun 
gen setzen, die ich erst im folgenden Capitel erwähnen werde, da sie 
zunächst in Hinsicht auf die Wiederherstellung der Wirksamkeit einer 
eine Zeitlang geschloffenen Kette beobachtet worden sind, eine Wie 
derherstellung, die wahrscheinlich, wenigstens zum Theil, mit 
dem Verschwinden der Ladung, so wie die Wirkungsabnahme selbst 
mit der zunehmenden Ladung zusammenhängt. 
Es ist auch möglich, daß hiemit eine, zuerst von Berzelius 
und Hi sing er gemachte, und nachmals durch Pfaff^ ausführlich 
bestätigte, Beobachtung in Beziehung steht, zufolge welcher Drähte, 
welche eine Zeit lang zur Gasentbmdung gedient haben, auch nach 
aufgehobener Verbindung mit der Säule noch fortfahren. Gas zu 
entwickeln. 
Man könnte nämlich annehmen, daß sie hiebei blos das Gas 
wieder hergeben, was sie unter dem Einfluß der Kette, aber nicht 
außer derselben, zurückzuhalten vermögen; doch muß man gestehen, 
mehrere Umstände, namentlich daß vorzugsweis die elektropositivern 
Drähte dies Vermögen besitzen, und daß die Flüssigkeit, in der sich 
die Drähte befanden, selbst einigermaßen zu dieser Erscheinung mit 
zuwirken scheint, nicht wohl mit dieser Ansicht in Uebereinstimmung 
bringen zu können. Hinsichtlich des Ausführlicheren über diese Er 
scheinung verweise ich auf Pfaff's Abhandlung. 
Wir dürfen auch die positiven Gegengründe gegen die oben auf- 
gestellte Ansicht nicht übergehen. Sie laßt gänzlich unerklärt, oder 
* In der That kann man auch bei der zweiten Art der Ladnngsphänomcne 
an den geladenen Platindrähtcn nichts äußerlich bemerken, was sic von andern 
Drahten unterschiede; bei Gold- und Silberdrähten ist indeß gewöhnlich eine 
sichtliche Veränderung wenigstens Eines, öfters beider Polardrähte und deut« 
liche Bildung von Wasscrstoffmctallcn oder Hyperoxyden daran wahrnehmbar: und 
die Analogie könnte daher wohl einigermaßen berechtigen, eine Aufnahme solcher 
Bestandtheile, wenn auch in geringerm Grade, überhaupt als unter dem Einfluß 
der Kette Statt findend vorauszusetzen. Eine bei den Nobilischen Versuchen (23stcs 
Cap.) vorkommende und dort zu erwähnende Thatsache (vergl. Schwcigg. I. 
UV. 44) scheint auch diesem Umstande sehr das Wort zu reden. 
Von sehr merkwürdige», sich den Ladungsphänomenen ohne sichtliche Verän 
derung der Oberfläche anschließenden Phänomenen, welche das Eisen in salpetcrs. 
Silbcraufl. und rauchender Salpeters, darbietet, wird im 34sten Capitel die Rede 
seyn. 
Schwcigg. I. LIII. 77.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.