280 Vom Wogen der Kraft in der Kette.
Kraft messen mag; die beiden vorigen angedeuteten Umstande wer
den sich aufs unzweideutigste zu erkennen geben.
Die Thatsache der Wirkungsabnahme der Kette war schon längst
bekannt; aber über ihre nähern Gesetze und selbst über die allge
meinsten und am nächsten liegenden Umstände derselben fehlte es
bis jetzt durchaus an genauen Bestimmungen ja an Bestimmungen
überhaupt. Erst neuerlich haben Ohm * und Marianini auf
einige wichtige Verhältnisse, welche dabei in Betracht kommen, auf
merksam gemacht.
Ich selbst habe mittelst der Methode der Oscillationen, welche
recht eigentlich gemacht ist, dieses Wogen allen seinen Verhältnissen
nach vom ersten Anfange der Schließung an zu verfolgen, eine Ver
suchsreihe begonnen. Allein da dieselbe theils noch nicht vollendet
ist, theils ich selbst noch nicht Zeit gefunden habe, meine vorhande
nen Beobachtungen in der Art zu ordnen, um die allgemeinen
Resulrate, die sich etwa daraus ergeben möchten, sämmtlich mit
Sicherheit zu ziehen, so begnüge ich mich hier blos mit einer all
gemeinen Darstellung derjenigen Umstände, welche ich bis jetzt
als zuverlässig daraus hervorgehend ansehen kann, nebst einigen bei-
spielsweisen Belegen, indem ich eine ausführlichere und vollständi
gere Darstellung meinen galvanischen Maßbestimmungen einzuver
leiben hoffe.
Zuvörderst werden durch diese Versuche zwei Annahmen auf das
entschiedenste widerlegt, welche man früher über den Wirkungszustand
der galvanischen Kette von einigen Seiten ausgesprochen findet. Nach
Manchen, welche das Entstehen der Strömung in der Kette ganz
oder größtentheils von der Einwirkung der Flüssigkeit auf das Metall
abhängig machen, soll die Flüssigkeit erst eine gewisse endliche Zeit
brauchen, um ihren Angriff auf das Metall in der Art zu äußern,
daß sich die elektromotorische Kraft in voller Stärke entwickele. Allein
man findet ohne alle Ausnahme für alle gewöhnlichen Salz-
und Säureauflösungen so wie für Brunnenwasser, daß die Wirkung
im ersten Augenblicke der Schließung am allerstärksten ist, und
von da an mehr oder weniger schnell abnimmt. Scheinbare Aus
nahmen hievon habe ich blos einigemal bei mit starker Flüssigkeit
geschichteten Säulen, in denen die Platten von einem zuvorigen Ver
suche nicht gereinigt worden waren, so daß sich eine Oxydschicht
darauf abgesetzt hatte, gefunden; hier sprang die Anfangs schwache
Wirkung fast plötzlich in eine sehr starke über, unstreitig weil die
Flüssigkeit erst einige Zeit brauchte, dieses Oxyd aufzulösen. Bei
einfachen Ketten, deren ich unzählig viele absichtlich oder'gelegent
lich, unter den verschiedensten Umständen, in dieser Hinsicht geprüft
habe, desgleichen bei Säulen aus gehörig gereinigten Platten, die
* Schwcigg. I. XHV. 116. XLVI. 140. XV. 19. Kastn. AM). XIV.
432. Pogg. An». IV. 87. O h in galo. Kette S. 263.