Full text: Lehrbuch des Galvanismus und der Elektrochemie (Dritter Band)

284 Vom Wogen der Kraft in der Kette. 
fahren lassen, der ursprüngliche oder ein diesem naher Zustand zwar 
allmalig schon wieder zurückkehrt, wenn man die Kette eine Weile ohne 
Herausziehen der Platten geöffnet laßt, aber, wie. ich gefunden habe, 
oh n e all en Vergl eich schneller, wenn man die Kupferplatte aus 
der Flüssigkeit herauszieht, so daß sie mit der Luft in Berührung kommt; 
ja ich habe die Wirkung hiedurch gewöhnlich auf einen höher» Grad 
steigen sehen, als bei der ersten Prüfung der Kette. In sehr deut 
lichem, obwohl nicht in demselben Maße auffallenden, Grade zeigt 
sich der Unterschied schon bei Brunnenwasser, und findet wahrschein 
lich auch bei allen übrigen Leitungsflüssigkeiten Statt. Mithin muß 
die Luft einen chemischen Einfluß äußern, welcher die Modification, 
von welcher die Wirkungsabnahme abhangt, zerstört, was noch direct 
durch Versuche Hare's, in Bezug auf die Hitzewirkungen der Kette, 
bestätigt wird, zufolge deren eine Kette durch. Herausziehen ihrer 
Platten aus der Flüssigkeit ihre glühendmachende Wirkung blos dann 
wieder erhalt, wenn sie in ein oxydirendes gasförmiges Medium 
getaucht wird, nicht dagegen, wenn man sie sofort in eine andere 
Gasart eintaucht. 
Das Gesetz der Wirkungsabnahme anlangend, so laßt sich 
zuvörderst als gewiß das negative Resultat aussprechen, daß die 
Schnelligkeit dieser Wirkungsabnahme nicht allgemein in einem ein 
fachen Verhältnisse zu der Kraft der Kette stehe: denn bei ganz glei 
chen Kräften zweier Ketten, in denen aber der Leitungswiderstand 
verschieden ist, kann doch die Wirkung in der einen ausnehmend 
schnell, fast plötzlich sinken, während sie in der andern sehr langsam 
abnimmt. Dieses wird auch nicht auffallend erscheinen, wenn man 
sich erinnert, daß die Kraft der Kette außer von dem Widerstände 
des Ueberganges auch von dem Widerstände der schließenden Leiter 
abhängt, und daß daher die Veränderung der ganzen Kraft durch 
eine Veränderung im Widerstände des Ueberganges nur um so we 
niger betragen kann, einen je kleinern Theil der Widerstand des 
Ueberganges vom Gesamnrtwiderstande beträgt. In der That kann 
ich als ein Resultat, was sich mir bis jetzt in allen Fällen, die ich 
in diesem Bezug der Prüfung unterworfen habe, bestätigt hat, fol 
gende Erfahrung aussprechen: 
Zn zwei Ketten, die sich in Allem, bis auf die 
Länge des festen oder flüssigen schließenden Leiters 
gleich sind, erfolgt die Wirkungsabnahme l a n g s a m e r 
in derjenigen Kette, welche durch den länger« Leiter 
geschlossen ist. 
Ich will dies durch einige Beispiele belegen, denen ich leicht 
mehrere hinzufügen könnte. Hinsichtlich der nächsten, so wie aller 
folgenden Tabellen bemerke ich, daß, wo nichts besonders angemerkt 
ist, die Zahlen von 0 Min. bis zum Querstrich allemal die von 4 zu 
4 Oscillationen fortgezählten Schwingungszeiten vom Anfange der 
Schließung an bedeuten, während nach 5 Minuten immer die zu
	        
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